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Solidarität in stürmischen Zeiten

Solidarität in stürmischen Zeiten

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Natürlich haben sich meine Schülerinnen und Schüler gefreut:  Am Montag  war in Rüsselsheim wegen des Orkans „Sabine“ ganz unverhofft schulfrei. Wie ja auch an vielen anderen Orten in Hessen.  Aber  als ich die Kinder in den letzten Tagen so beobachtet habe, hab ich auch gemerkt:  Das Orkan-Erlebnis steckt ihnen mehr in den Knochen, als  sie zugeben. Das liegt sicher auch an dem riesigen Baum vor unserem Eingang: „Sabine“ hat ihn so heftig  zerzaust, dass nur noch ein kahler Stamm übrig ist.  Dieses bizarre Mahnmal überragt sogar unser Schuldach. 

Viele Kinder betrachten ihn richtig erschrocken. Und auch mir wird mulmig, wenn ich die Baumruine passiere. Die reale Gefahr eines solchen Orkans ist hier mit Händen zu greifen. Ich denke dann vor allem an die Menschen in Europa, die durch den Sturm verletzt oder sogar getötet worden sind. Oder denen der Sturm das Haus zerstört hat. Und nehme mir fest vor: Ich will noch öfter solidarisch sein und spenden, wenn ich  von solchen Katastrophen höre. 

„Solidarität“ – die kommt mir auch in den Sinn, wenn ich an diesen Montag in der Schule zurückdenke. Denn obwohl ja „schulfrei“ angekündigt war, sind bemerkenswert viele aus unserem Lehrerteam in die Schule gekommen: In diesem Ausnahmezustand war ja nämlich nicht abzusehen, wie viele Kinder trotzdem in die Schule kommen. Und betreut werden müssen.  Im Lehrerzimmer war eine Atmosphäre zu spüren, die einfach gut getan hat:  Keiner hat viele Worte gemacht, jeder strahlte die Bereitschaft aus, mit anzupacken und auf professionelle Weise zu improvisieren. Letztlich wurden weit weniger Helfer gebraucht, als da waren.  Aber trotzdem war das Signal „Ich bin da“ von jedem einzelnen wichtig. 

So gesehen, hat mir das Sturm-Erlebnis auch in einer ganz positiven Weise mal wieder die Augen geöffnet:  Solidarität kann zwar schreckliche Ereignisse leider nicht ungeschehen lassen. Aber sie ist auch eine Kraft, die gut tut. Dieses Gefühl möchte ich gerne so oft wie möglich weitergeben. Denn ich bin sicher: Solidarität tut nicht nur  in Ausnahmesituationen gut – sondern auch im Alltag.
 

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