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Protestgärtnern
Hans Braxmeier/Pixabay

Protestgärtnern

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Tolerant, zuversichtlich und umweltbewusst. Die neue Shell-Jugendstudie erkennt bei den 12 bis 25 jährigen „einen Trend zu idealistischen, postmaterialistischen Einstellungen“ – wie es da heißt. Sie sind dabei, sich einzumischen.

Wie das gehen kann, hat mir Florine gezeigt. Im Religionsunterricht erzählt sie vom „Protestgärtnern“ und wie das ihre Sicht auf die Welt verändert hat: Ihre Mutter hat mit ihrer Freundin auf einem fruchtbaren Stück Land Gemüse angebaut. Auf diese friedliche und anschauliche Art protestieren sie dagegen, dass dieser Acker und viele andere im nächsten Jahr einem großen Logistikzentrum weichen werden. Beton statt Boden.

Gärtnern gegen Bodenversiegelung

Florine sagt: „Und das passiert in Zeiten des Klimawandels, während es sowieso immer weniger landwirtschaftlich nutzbare Flächen gibt und viele Menschen nicht genug zu essen haben“.

„Als ich vor ein paar Wochen von unseren Pflanzen Kartoffelkäfer abgesammelt hab“, erzählt sie weiter, „musste ich daran denken, wie ich das erste Mal auf dem Acker war. Es war noch Winter und wir haben erst mal einen langweiligen Vortrag über den Boden und das „Protestgärtnern“ gehört. Ich hab mich zwar gefreut, dass wir da mitmachen, aber das mit dem Boden war mir relativ egal. Für mich war das einfach nur Erde.

Vom Samen zur Pflanze

Ein paar Monate später waren da aber schon ein paar Pflanzen gewachsen und im Sommer war der Anblick überwältigend. Mir ist zum ersten Mal klar geworden, was für ein Wunder das eigentlich ist, wie viel aus ein bisschen Erde, Samen und Wasser so werden kann … und wie viel Arbeit es ist, bis man im Supermarkt das Gemüse einfach kaufen kann. Wir sollten das mehr achten, denn der Boden ernährt uns. Aus unserer Ernte haben wir ganze Mahlzeiten kochen können.“

Für Gottes Schöpfung kämpfen

Florine hat ihre neue Sicht in einem Foto festgehalten: Im Vordergrund stehen kräftige Kartoffelpflanzen (ohne Kartoffelkäfer), im Hintergrund färbt ein milder, warmer Sonnenuntergang den Himmel, auch der Mond ist schon zu sehen. Florine sagt: „Ich finde, auf dem Foto sieht man die pure Schönheit der Natur, wie Gott sie uns gegeben hat als unsere Lebensgrundlage.

In der Welt, in der es immer mehr darum geht, „höher, schneller, weiter“ zu sein, gibt mir die Religion Kraft, optimistisch zu sein und den Mut, etwas ändern zu wollen und für Gottes Schöpfung zu kämpfen.“ Wie heißt das in der Shell-Studie? Der „Trend zu idealistischen, postmaterialistischen Einstellungen“ … bei Florine ist er deutlich zu spüren.

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