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Große Träume
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Große Träume

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Für jeden Menschen ist das Wichtigste im Leben, den Mut zu großen Träumen aufzubringen,“ lese ich auf einem Kalenderblatt. Das Zitat stammt von Golda Meir, der früheren israelischen Ministerpräsidentin und Außenministerin. Auf einem Bild mit ihrem Zitat sehe ich einen Mann, der mit einem Paragliding- Schirm über eine schier unendliche Weite fliegt. Das Bild drückt für mich die unendliche Weite von Hoffnung aus, zugleich aber auch ein Abenteuer, in das sich dieser Gleitsegler hinein wagt. Ich frage mich, was die israelische Politikerin bewogen haben mag, diesen Satz zu sagen: „Für jeden Menschen ist das Wichtigste im Leben, den Mut zu großen Träumen aufzubringen“. Vermutlich war es der Traum ihrer Generation, ein neues Israel aufzubauen. Eine neue Heimat für alle Menschen jüdischen Glaubens nach den deutschen Verbrechen der Shoa. Und mit viel Arbeit und Glauben an sich selbst haben die Menschen das in Israel ja auch geschafft. Bei meinen Reisen dorthin habe ich immer wieder bewundert, wie schön dieses Land ist, wie sehr man durch kluge Bewässerung wieder Leben in den Boden gebracht hat und vieles neu erblüht ist.

Mut zu großen Träumen. Ja, ich glaube für große Träume braucht man wirklich Mut. Ich denke an Paare, die ich in der Kirche traue. Sie haben große Träume. Sie sehen eine große Weite mit vielen gemeinsam Tagen vor sich und schmieden große Pläne: Kinder, ein Eigenheim, gemeinsame Reisen, füreinander da sein - ein Leben lang. Nicht alle diese Träume gehen in Erfüllung – aber ist es deswegen verkehrt diese Träume zu haben? Ich meine: nein. Papst Benedikt hat einmal gesagt: „Der Mensch muss das Große wollen“. Das Große ist aber immer mit Risiken verbunden: egal, ob es um die Gründung eines Staates oder  um eine gemeinsame Zukunft als Paar geht. Es gibt keine Garantien, dass ein großes Vorhaben - privat oder auch politisch - gelingt. Man kann immer auch scheitern.

Deswegen sind die Träume aber nicht falsch oder überflüssig. Ich glaube:  Jedes Risiko, dass wir eingehen, bringt auch immer auch eine neue Stufe der persönlichen Reife mit sich. Wir reifen durch Risiken, die wir gemeistert haben, aber wir reifen noch mehr durch Risiken, an denen wir gescheitert sind. Vielleicht sollte ich besser sagen: Wir können reifen. Wenn ein zerplatzter Traum für uns zum Ansporn wird, etwas Neues zu träumen. Ich glaube an die Kraft, die uns Menschen dazu befähigt immer wieder neu zu träumen und in eine Weite zu schauen, die wir nicht überblicken: Es ist die Kraft der Hoffnung. Als Christen glauben wir: Hoffnung, die uns groß träumen lässt, kommt von Gott. Der Apostel Paulus sagt es so: Die Hoffnung lässt uns nicht zugrunde gehen (Römer 5,5).  

 

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