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Fußball – Spiel des Lebens
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Fußball – Spiel des Lebens

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Das Warten hat ein Ende. Heute beginnt auch für die deutsche Fußballnationalmannschaft die Europameisterschaft mit dem ersten Spiel gegen unser Nachbarland Frankreich. Der Schriftsteller Martin Walser soll einmal gesagt haben: "Es gibt nichts Sinnloseres als Fußball, außer Nachdenken über Fußball!" Dennoch denke ich darüber nach.

Fußball steckt an und entwickelt eine eigene Kultur: Der Wunsch nach dem gemeinsamen Schauen der Spiele, auch wenn Public Viewing in diesem Jahr nur eingeschränkt möglich ist. Schminke in den Nationalfarben, kleine Fähnchen am Auto, die Nationalflagge, die aus dem Fenster der Wohnung hängt, die Dekoration in den Gaststätten und Wohnungen.

Fußball wird zur Parallelwelt. Das Spielfeld wird zum geweihten Boden und die Spieler zu Fußballgöttern. Die Stadien werden zu Kathedralen und Fußballtempeln. Und die Liverpooler Hymne "You´ll never walk alone" Menschen nie allein zu lassen.

Und in diesen Tagen werden Fußballfans es wieder beobachten: Spieler, die beim Betreten des Rasens oder nach einem Torerfolg den Blick gen Himmel richten und ein Kreuzzeichen machen. Gesten, die im Profifußball keine Seltenheit mehr sind. Manche bekennen sich öffentlich zu ihrem Glauben: "Es gibt eine Kraft, die außerhalb von mir ist und die mich trägt und hält."

Der Fußball kann in der Tat auch Hinweise für den Glauben geben. Ein Mensch, der Gott sucht, ist vergleichbar mit einem Fußballer im Trainingslager. Beide haben ein klares Ziel vor Augen, beide brauchen ein individuelles Training und einen Trainer, der sie gut kennt. Der Spieler muss die Stimme seines Trainers von der Außenlinie hören, der Gott suchende Mensch die innere Stimme, die ihn anspricht. Beides wird nur durch üben immer besser.

Manche Spiele misslingen und werden zu Schicksalsspielen. Und selbst Weltklassespieler machen große Fehler. Da wird eine Grundeinsicht des Lebens erfahrbar, dass vieles nicht zusammenpasst oder nicht gelingt. Aber es gibt danach auch die Erfahrung, dass wir es erneut versuchen können und nicht aufgeben.

Eine alte Fußballerweisheit lautet: "Das Spiel dauert 90 Minuten!" Die Spielzeit ist also begrenzt. Unsere Leben und unsere Möglichkeiten auch. Am Ende wird Gott auch einen passionierten Fußballspieler nicht danach fragen, wie viele Titel er gewonnen hat.

Ich glaube, das Geheimnis des Fußballs liegt in seiner Nähe und in der Parallele zum Leben. Vielleicht hätte Jesus in der heutigen Zeit auch Gleichnisse aus dem Fußball gewählt.

Ein Fußballspiel, auch ein verlorenes, hat die Energie nach der Niederlage von besseren Zeiten, vom Sieg im nächsten Spiel zu träumen. Im Fußball und im Glauben kann man über ein anstrengendes Bemühen zurück ins Spiel kommen. Kraft und Aufmunterung wird in der Bibel mit den Worten des Propheten Jesaja verheißen: "Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern und stürzen; aber die auf den Herrn hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt." (Jesaja 40,30-31)

Diese Kraft, die von Gott kommt, wünsche ich Ihnen allen.

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