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„Bonaventura“

„Bonaventura“

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

„Buona ventura“ – „glückliche Fügung“ soll der Heilige Franziskus ausgerufen haben, als er den geheilten Jungen Johannes Fidanza wieder gesehen hat, den er einige Jahre zuvor schwerkrank gesegnet hatte.
 „Glückliche Fügung“ - das war es wohl wirklich, denn der geheilte Junge trat später in einen Orden ein und bekam den Beinamen „Bonaventura“. Aus dem jungen Mann wurde ein überaus kluger Theologe, der im Mittelalter lebte und in Paris lehrte. Heute feiert die katholische Kirche seinen Gedenktag.
Er war wohl belesen und klug und als großer und geduldiger Streitschlichter unterwegs. Zumindest habe ich gelesen, dass er einen großen Streit an der Pariser Universität und auch in seinem Orden schlichtete. Außerdem hat er versucht, die Kirchenspaltung mit der Ostkirche zu kitten.
Ich persönlich glaube tatsächlich an „glückliche Fügungen“ – manchmal kann ich es mir sonst einfach nicht erklären, dass eine Begegnung oder ein Gespräch genau zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden hat. Ich glaube zwar nicht, dass Gott oder ein namenloses Schicksal unser Leben vorherbestimmt, aber ich denke doch:  Gott bietet mir immer wieder mal einen scheinbaren Zufall an als „glückliche Fügung“.
Es ist dann an mir, dieses Zusammentreffen günstiger Umstände und Gelegenheiten als Chance wahrzunehmen. Ich muss es wahrnehmen, sonst verfliegt dieser besondere Augenblick. Und ich muss die Fügung annehmen. Vielleicht als ein Geschenk des Himmels oder zumindest als gute Gelegenheit, meinem Tag oder einem Projekt oder sogar meinem Leben eine neue Richtung zu geben. Vielleicht gibt so ein kleines Zusammentreffen günstiger Umstände ja meinem Vorhaben ein grundsätzlich positives Vorzeichen.
Manchmal sind es so unwahrscheinliche Faktoren, die aufeinandertreffen, dass ich mich hinterher nur wundern kann, dass etwas genau so stattgefunden hat. Zum Beispiel habe ich während meines Studiums „zufällig“ einen Aushang gelesen. Ein unscheinbares Blatt, an einer Tafel, vor der ich normalerweise nie stehen geblieben bin. An diesem Tag habe ich auf einen Professor gewartet, den ich sprechen wollte und der sich verspätet hatte. Ich habe also eher gelangweilt das schwarze Brett gemustert und die Ausschreibung für eine Zusatzqualifikation gelesen, die mich sofort interessiert hat. Der Bewerbungsschluss war schon in der darauffolgenden Woche. – Ich habe mich beworben und die Zusatzqualifikation „Medien und öffentliche Kommunikation“ erworben. Sie war genau das Richtige für mich und bereichert mich bis heute. – Glückliche Fügung!
Manchmal passt es einfach. Ich bin dankbar für solche Momente und auch wenn ich mal einen Augenblick verpasst habe, denke ich: Es gibt sie immer wieder aufs Neue, solche Momente und solche glücklichen Fügungen!
Möglicherweise denkt jemand: Das ist eben so, bei Zufällen: ein Zusammentreffen von logischen Konsequenzen aus anderen Tatsachen oder Entscheidungen. „Zufall“ könnte man auch sagen. In gewisser Weise stimmt das ja: Mir fällt etwas zu, das ich nicht geplant oder angestrebt habe. Aber für mich ist es oft einfach ein Wink des Himmels. Möglicherweise ist es ein bisschen übertrieben, aber für mich sind solche Begebenheiten manchmal mehr: Ein Fingerzeig Gottes auf eine Möglichkeit oder eine Herausforderung, an der ich wachsen kann.
Insofern lasse ich mich heute vom Heiligen Bonaventura gerne daran erinnern: Es gibt immer wieder „Buona ventura“, glückliche Fügung!

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