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5G und meine inneren Funklöcher
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5G und meine inneren Funklöcher

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Moderator/Moderatorin: Die 5G-Frequenzen für das superschnelle Netz der fünften Generation sind versteigert. 6,6 Milliarden Euro fließen in die Staatskasse. Die Bundesregierung will die 5G-Milliarden für die Digitalisierung von Schulen und den Netzausbau in Deutschland einsetzen. Flächendeckend wird sich das bis 2025 hinziehen. Schnelle und gute Verbindung, das erspart Ärger über nervige Funklöcher. Aber wie gehen wir damit um, dass wir immer mehr immer und überall erreichbar sind? Dazu der hr1 Zuspruch von Pfarrer Christoph Wildfang aus Arnoldshain

Ich freue mich schon auf das 5G-Netz. Gute und schnelle Verbindung auch bei uns im Taunus.  Momentan brechen Telefonate und mein Internet  im Taunus oft ab. An manchen Stellen muss ich zum Telefonieren oder zum Lesen meiner Mails erst einmal einen Hügel erklimmen. Und dann die Hand hochrecken, um das Netz zu erwischen. „LTE“ oder nur „E“  - oder schon wieder weg. Aber bei aller Vorfreude auf 5G habe ich da auch so meine Bedenken. Ich werde dann noch mehr immer erreichbar sein. Funklöcher haben in dieser  Hinsicht was.
Nicht zu sprechen. Nicht zu erreichen.

Ich glaube, ich werde mir eine eigene Taktik zulegen. Ich will auch im superschnellen Netz nicht 24 Stunden am Tag erreichbar sein. Immer online sein - müssen, immer das Handy am Ohr oder vor der Nase, das will ich nicht. Klar, im Beruf muss ich erreichbar sein. Aber privat kann ich mir die Freiheit nehmen. Ich werde mir freiwillig Pausen, quasi innere eigene Funklöcher nehmen und mir gönnen. Ich werde meinen Freunden von meiner Idee mit den freiwilligen Funklöchern erzählen, damit sich niemand wundert, wenn ich nicht immer gleich reagiere. Und es ihnen natürlich auch zugestehen und von ihnen keine Dauer-Erreichbarkeit erwarten. Gelassen sein. Ich muss nicht nach 60 Sekunden geantwortet haben. Ich muss nicht vollgemailt werden – mit der Erwartung auf sofortige Bearbeitung.

Ich glaube, ich fange mit dem Sonntag an. Sonntag als mein freiwilliges Funkloch – eben der Feiertag. Ich persönlich kann nur abschalten, wenn ich tatsächlich mal abschalte. Dieser freiwillige Verzicht auf Omni-Erreichbarkeit ist für mich ein Gewinn. Und dann kann ich mich ab Montag wieder über das superschnelle Netz freuen. Aber die eigene Zeit im Netz werde ich gerade mit 5G bewusster steuern. Weil es mir sonst viel zu viel Druck macht. Darum: das Smartphone öfter mal auslassen, in Freiheit einige Zeiten ohne.

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