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Zeichen, die gut tun

Zeichen, die gut tun

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Ich hab inzwischen meinen Frieden mit ihm gemacht: mit dem Valentinstag, der heute gefeiert wird. Das war nicht immer so. Früher hab ich rund um den 14. Februar immer wieder ärgerlich gedacht: So einen Kitsch- und Kommerzrummel hat der heilige Bischof Valentin, der in der Antike gelebt hat, nicht verdient. Denn zumindest der Legende nach hat er ganz handfest unter Lebensgefahr Liebespaaren geholfen. Da war er garantiert nicht in Glitzerherz-Stimmung. Außerdem ist mir immer noch ein anderer kritischer Gedanke durch den Kopf gespukt: Liebe und Zuneigung brauchen doch keinen Aktionismus-Tag, an dem man sich auf Kommando aufgedonnerten Krimskrams schenkt.

Kleine Gesten hellen triste Wintertage auf

Das sehe ich heute etwas anders. Auch wenn ich immer noch kein Fan von vorformulierten Liebesschwüren auf knallbunten Grußkarten bin. Denn ich habe inzwischen bei vielen anderen Paaren und auch in meiner eigenen Beziehung oft feststellen können: Wenn man den Rummel ausblendet und „Valentins-Geschenk“ einfach als kleine, liebevolle Geste im Alltag versteht, der ja jetzt im Spätwinter oft recht trüb ist - dann passt das schon mit dem Valentinstag. Denn dann wird oft auf richtig anrührende und charmante Weise das „Dahinter“ sichtbar.  Es geht doch letztlich darum, sich mal wieder zu sagen: „Ich hab dich lieb!“

Seit ich diesen milderen Blick auf den Valentinstag habe, finde ich sogar: Es könnte im Jahr ruhig ein paar Valentinstage mehr geben. Früher hätte ich mich für so eine Bemerkung nicht mehr im Spiegel angeschaut. Aber jetzt weiß ich: Der Valentinstag stupst mich immer wieder mal an, den Alltag mit einem Mini-Liebesgruß etwas schöner, fröhlicher und – ja: auch romantischer zu machen.

Liebesgrüße an der Dunstabzugshaube

Denn hier ein kleiner Gruß morgens auf dem Küchentisch und da ein bisschen eigentlich unnötiger Schnickschnack, wenn der andere abends nach einer längeren Dienstreise nach Hause kommt: Solche Gesten machen nicht nur Spaß. Sie sind Zeichen, die gut tun. Und damit Kitt, der Menschen zusammenhält. Meine Frau und ich haben zum Beispiel schon einen ganzen Stapel mit Zwischendurch-Grußkritzeleien. Wir halten sie ebenso in Ehren wie das Liebesgedicht, das mit Kühlschrankpoesie-Magneten von uns beiden zusammengepuzzelt wurde und seit Ewigkeiten an der Dunstabzugshaube in unserer Küche prangt.

Wie es lautet? Das verrate ich hier nicht. Denn bei aller von mir neu entdeckten Wertschätzung für das heutige Fest: Ich möchte den Text nur ungern irgendwann im Schreibwarenladen auf einer fliederfarbenen Valentinstag-Grußkarte lesen.  

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