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Warten auf den, der schon gekommen ist
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Warten auf den, der schon gekommen ist

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Noch 10 Tage – dann ist Weihnachten. Morgen ist der 3. Advent. Advent heißt Ankunft. Ankunft ist mit Warten verbunden – oft zumindest.

Worauf warten wir eigentlich im Advent? – Es ist ein besonderes und ein paradoxes Warten. Weihnachten erinnert an die Geburt Christi. Die Adventszeit geht dem Weihnachtfest voraus. Zu ihr gehören Lieder wie „Macht hoch die Tür“, „Es kommt ein Schiff geladen“. Lieder voller Bewegung, die auf eine besondere Ankunft einstimmten: Jesus, der Sohn Gottes und Marias wird geboren. Eine Geburt mit einer großen Erwartung: Von dem Neugeborenen, heißt es, soll große Freude ausgehen, die allem Volke, d.h. der ganzen Welt, gilt − Friede auf Erden und den Menschen Gottes Wohlgefallen. Darauf sollen wir warten.

Advent: Eine besondere Ankunft und ein besonderes Warten. Üblicherweise warten wir auf jemanden, der noch nicht gekommen, oder auf etwas, was noch nicht passiert ist. Es geht also um etwas Neues. Im Advent, zu Weihnachten ist das anders: Jesus wurde bereits geboren, er lebte unter uns. Sein Lebensweg vom Stall zu Bethlehem, sein Reden und Wirken, sein Tod und seine Auferstehung – nichts Neues. Oft hat man diese Geschichte gehört; jederzeit kann sie nachgelesen werden. Worauf warten wir dann eigentlich? Ist der Advent − alle Jahre wieder − ein Count Down hin zu Jesu Geburtstag, so wie ich es auf einer Weihnachtskarte gelesen habe: „Happy birthday, Jesus“. Dann wäre Weihnachten vor allem eine Geburtstagsparty und die Adventszeit schlicht Vorbereitungszeit inklusive Vorglühen − der Kerzen am Adventskranz.

Für mich ist Advent mehr. Ja, Jesus wurde bereits vor 2000 Jahren geboren. Damit kam etwas Neues in die Welt: die Botschaft der Liebe und eines Friedens, der die ganze Welt umspannen soll. Jesus stand für dieses Programm; er lebte es. Doch diese Vision des Friedens und der Liebe wartet aber auf Erden noch auf Einlösung. Deshalb ist der Advent eine Zeit Erinnerung und der Erwartung: Erinnerung an die Geburt Jesu und Erwartung darauf, dass die Weihnachtsbotschaft endlich Wirklichkeit wird. Der Advent ist seit jeher auch als Zeit der inneren Vorbereitung verstanden worden − als kritische, auch selbstkritische Prüfung: Was ist mein Part daran, dass diese Welt nicht friedlich ist, dass Unrecht weiterhin besteht? Es geht beim Warten im Advent nicht nur darum, gefühlvoll zu werden, sondern sein Herz zu öffnen.

Ich wünsche Ihnen eine gute verbleibende Adventszeit, morgen einen schönen 3. Advent – und wenn es in zehn Tagen so weit ist − ein frohes Weihnachtsfest. Warten wir auf Jesus − er kommt!

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