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Von Fehlern nicht lähmen lassen
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Von Fehlern nicht lähmen lassen

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel

Susanne sucht mit einer Kollegin Barbara einen Termin für eine Besprechung. Manches, was ihre gemeinsame Arbeit betrifft, muss dringend geregelt werden. Nach langem Hin und Her finden sie einen freien Abend und verabreden sich. Dann bekommt Susanne einige Tage später einen Einladung von ehemaligen Schulfreunden- Genau für diesen Abend. Sie laden ein zu einem Wiedersehensabend in ihre alte Stammkneipe. Mist, was mach ich nur?,denkt sich Susanne. Zu gern würde sie alle wiedersehen. Aber was sagt sie der Kollegin? Einen Ersatztermin zu finden, ist fast aussichtslos. Und ob Barbara versteht, dass sie wegen einer privaten Einladung absagt? weiß Susanne nicht.

Sie überlegt lange. Dann sagt sie das Treffen mit Barbara ab. Weil ihr aber der Mut zur Wahrheit fehlt, ruft sie erst auf den letzten Drücker bei Barbara an und sagt: Ich habe einen Migräneanfall und kann mich kaum auf den Beinen halten. Es tut mir leid. Ich kann nicht kommen. Barbara bedauert, dass der Termin ausfällt und wünscht ihr gute Besserung. 

Susanne legt mit schlechtem Gewissen den Hörer auf und zwei Stunden später trifft sie unter großem Hallo ihre alten Schulfreunde. Leider sind auch andere Kollegen an diesem Abend in der Kneipe und so erfährt Barbara schon am nächsten Morgen, dass Susanne sie belogen hat. Sie ist stinksauer. Als Susanne ins Büro kommt, grüßt Barbara  knapp und fragte süffisant, ob es mir wieder besser gehe. Susanne weiß sofort, dass sie aufgeflogen ist. Sie traut sich nicht, ihr ins Gesicht zu schauen, murmelte irgendetwas vor sich hin und flüchtet in ihr Büro.

Allein in ihrem Büro ist an Arbeiten nicht zu denken. Susanne zerbricht sich ihr Hirn: „Was mache ist jetzt? Hätte ich doch nicht gelogen? Wäre ich doch ehrlich gewesen und hätte gebeten: Unser Treffen zu verschieben. Susanne bedauert sich und die nächsten Tage sitzt sie die angespannte Situation aus. Wo es möglich ist, geht sie Barbara aus dem Weg. Doch Susanne merkt, dass ihr schlechtes Gewissen sie weiter belastet und ihr Fehler sie lähmt, nicht nur bei der Arbeit. Das Verhältnis kühlt zu Barbara kühlt immer mehr ab. Immer wieder denkt Susanne über ihre Lüge nach und bereut ihr Tun. Sie nimmt sich fest vor: das nächste Mal bleibe ich bei der Wahrheit-, auch wenn die eine mühevolle, erneute Terminsuche mit sich gebracht hätte. Doch sie spürt: aus ihren Fehler zu lernen ist nur ein Schritt. Sie muss auch mit Barbara ins Reine kommen, nicht nur mit sich.

Sie geht zu Barbara und bittet um Entschuldigung - ohne wenn und aber und ohne sich zu rechtfertigen. Barbara nimmt die Entschuldigung zähneknirschend an, aber sie bleibt auf Distanz. Dann hättest Du auch nicht um Entschuldigung bitten müssen, sagt eine andere Kollegin zu Susanne. Doch, entgegnet sie: ich habe getan, was ich tun konnte: Um Verzeihung zu bitten. Nur so kann ich mich wieder frei fühlen

und nach vorne schauen und hoffen: dass Barbara ihr doch noch von Herzen verzeiht. 

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