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Schnee für Melina
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Schnee für Melina

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Viele schimpfen über die sozialen Medien. Also Facebook, Twitter und ähnliche Angebote im Internet. Ich nutze Twitter und Facebook für meine Arbeit, aber auch privat. Natürlich gibt es da immer wieder Dinge, die schief laufen. Manche verstecken sich hinter irgendwelchen Fantasienamen und trauen sich Sachen, die sie sonst nie machen würden. Dann kann es ganz schön asozial werden. Es gibt Beschimpfungen oder sogar Shitstorms.

Aber es gibt auch eine andere Seite dieser sozialen Medien. Dabei geschieht genau das, warum sie sozial heißen.
Erst vor kurzem habe ich in den sozialen Medien Melina kennengelernt. Eine junge Frau, die bei Twitter aus ihrem Leben erzählt. Ganz schön gebeutelt ist sie. Ihr Verlobter ist bei einem Verkehrsunfall gestorben, und sie selbst ist schwer krank.

Melina erzählt offen von diesen Schicksalsschlägen. Manchmal ist sie sehr traurig, ein andermal teilt sie schöne Erinnerungen oder erzählt, was ihr Mut macht.
Obwohl ich sie noch nie gesehen habe, geht mir nahe, was sie im Internet schreibt. Ich fühle mit ihr und schicke ihr ab und zu aufmunternde Grüße oder das Bild von segnenden Händen. Mindestens ein Mal am Tag gucke ich, was Melina geschrieben hat und wie es ihr geht. Viele andere Twitterfreunde machen das auch so. Einige schicken Melina auch Postkarten oder Päckchen. So haben sich schon richtige Freundschaften entwickelt. Die sozialen Medien können also wirklich sozial sein.

Es gibt auf Twitter sogar ein ökumenisches Abendgebet. Die „Twomplet“. Dabei beten Menschen füreinander. Jede kann in einen Tweet schreiben, was ihr am Herzen liegt. Andere schreiben ein „Amen“ dazu. Ich habe dort ein Gebet für Melina geschrieben - und für Schnee. Weil die schwer kranke Melina sich so sehr wünscht, noch einmal einen richtigen Schneespaziergang zu erleben. Wenn Melina das liest, schreibt sie ihr „Amen“ dazu.

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