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Mein Bild von Deutschland
GettyImages/Ridofranz

Mein Bild von Deutschland

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Letztes Jahr gab es eine Öffentlichkeits-Kampagne mit dem Titel „Mein Bild von Deutschland“. Ziel war es, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Die Initiatoren der Kampagne haben zum Mitmachen aufgefordert: Auf der Website konnte man Bilder hochladen, die dann mit einem digitalen Bilderahmen und dem Satz "Mein Bild von Deutschland" versehen wurden. Einige der Bilder wurden als Plakate gedruckt und deutschlandweit gezeigt. Zum Beispiel haben sich viele Sport-Mannschaften fotografieren lassen: Fußball, Volleyball, Eishockey, viele Nationalitäten bunt gemischt und doch vereint im Sport. Auf einem Foto aus der Staatsoperette Dresden sieht man eine europäische Sängerin und einen afroamerikanischen Saxophon-Spieler. Musik verbindet die beiden. Besonders schön fand ich ein Foto von der Müllabfuhr: fünf Kollegen und eine Kollegin in ihren knallorangen Anzügen vor einem Müllauto, und alle sechs sichtbar aus je einem anderen Land.

Agenturchef Raphael Brinkert, einer der Macher der Aktion „Mein Bild von Deutschland“, sagt: „Eine Kampagne ist nicht die Lösung der Herausforderungen unserer Zeit. Aber sie kann uns daran erinnern, wie vereint unser Alltag tagtäglich ist.“ Brinkert sagt weiter: „Egal ob beim Italiener, bei der Arbeit, beim Sport oder beim Miteinander auf der Straße. Wie - allen Unkenrufen zum Trotz - wir dankbar sein dürfen, in diesem bunten und heterogenen Land zu leben."

Mir hat die Kampagne gut getan. Positive Bilder gegen all die Feindseligkeiten. Positive Bilder, Friedensvisionen für das Zusammenleben – davon gibt es auch jede Menge in der Bibel. Ein Bild gefällt mir besonders gut. Der Prophet Jesaja beschreibt eine Stadt auf dem Zion, dem Gottesberg in Jerusalem. Dorthin werden die Menschen aller Völker strömen und friedlich beieinander wohnen, so die Vision des Propheten Jesaja in der Bibel. Sie werden gemeinsam Häuser bauen und Weinberge pflanzen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen, also ihre Waffen umwidmen in friedliche Werkzeuge. Die Menschen werden einfach nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Sogar alle Tiere werden gut miteinander auskommen, Wolf und Lamm zum Beispiel ganz nah beieinander wohnen.

Was sollen solche Friedensvisionen bringen? Sind sie nicht ein wenig naiv und simpel? Ich glaube, wir brauchen diese positiven Bilder. Um zu merken, was wir jetzt schon erreicht haben. Und um auf ein großes Ziel hinzuarbeiten, das in weiter Ferne liegt, aber zu dem wir jetzt schon ein Puzzlestück beitragen können.

Und was ist mein Bild von Deutschland? Vor einigen Monaten haben die Kinder einer Kindertagesstätte aus unserem multikulturellen Viertel zusammen die vielen Mülleimer auf dem großen Spielplatz bemalt: deutsche Kinder und türkische, marokkanische, polnische, rumänische und chinesische Kinder und ihre Eltern wimmelten bunt durcheinander mit Farbpinseln und Farbeimern. Schade, dass ich das nicht fotografiert habe!

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