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Hospiz
Bild: truthseeker08/Pixabay

Hospiz

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Wir versammeln uns um ein Sterbebett. Der Mann ist in den frühen Morgenstunden verstorben. Er ist 56 Jahre alt und hatte Krebs. Auf dem Nachttisch steht eine Kerze. Eine Sterbebegleiterin hat sie angezündet. Sie war bei ihm, als er seinen letzten Atemzug tat. Nun stehen wir hier. Seine Schwester, ein Freund und die, die ihn in den letzten Wochen gepflegt haben. Es ist still. Friedlich. Wir sprechen ein Gebet. Dann zeichne ich dem Verstorbenen ein Kreuz auf die Stirn.
Der Mann ist in einem Hospiz gestorben. Ein Hospiz ist der Ort, an dem Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet werden. Das Wort Hospiz kommt aus dem Lateinischen. Es bedeutet Herberge. Sterbenskranke Menschen werden in einem Hospiz beherbergt und gut gepflegt. Dort wird alles getan, um ihnen ihre Schmerzen zu erleichtern. Niemand muss leiden. Die Atmosphäre ist anders als in Krankenhäusern oder Pflegeinrichtungen. Es gibt nur wenig Betten. Die Wände sind in warmen Farben gestrichen. Die Räume sind persönlich gestaltet – mit Gegenständen der Menschen, die hier wohnen. Hauptamtliche und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kümmern sich. Sie schenken ihre Zeit denen, deren Zeit abläuft.

Als Jesus ans Kreuz genagelt wurde, flohen seine Jüngerinnen und Jünger. Der Evangelist Johannes schreibt: „Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter und Maria von Magdala. (Joh 19,25)“ Es ist nur ein Satz. Man überliest ihn vielleicht. Doch in diesem Satz steckt alles, was für die Sterbebegleitung wichtig ist. Die Frauen unter dem Kreuz haben das Sterben ausgehalten. Sie sind nicht weggelaufen. Sie sind bei Jesus geblieben. Für einen Menschen am Ende seines Lebens da zu sein und das Sterben mit ihm auszuhalten, das zeichnet die Sterbebegleitung aus.

Heute findet der deutsche Hospiztag statt. Die Menschen, die sich in der häuslichen oder stationären Hospizarbeit engagieren, empfinden ihre Arbeit als bereichernd. Sie haben gelernt hinzuschauen und das Sterben nicht aus dem Leben auszuklammern. Die Hospizbewegung holt das Sterben wieder zurück ins Leben. Niemand wird alleingelassen auf seinem letzten Weg. Das macht mir Mut, mich selbst auch mit den letzten Dingen des Lebens auseinanderzusetzen.

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