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Erfahrungen mit dem guten Hirten
Bild: pixabay

Erfahrungen mit dem guten Hirten

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Vielleicht ergeht es Ihnen ähnlich wie mir. Ich erinnere mich gerne daran: an meine Kindheit. Damals war ich immer einmal für einige Zeit bei meinen Großeltern und durfte im Dachstübchen schlafen. An der Wand hing ein großes, gerahmtes, buntes Bild. Darauf war ein Hirte mit seiner Herde zu sehen. Die Schafe grasten auf einer grünen Weide. Daran erinnere ich mich, wenn ich heute – viele Jahrzehnte später – bei einer Wanderung durch die Rhön auf einen Schäfer mit seinen Schafen treffe. Und in der Tat: Die Rhönschafe mit ihrem weißen Fell und den schwarzen Köpfen sind besonders schön, rühren mein Herz an und ich genieße diese Idylle.

Auch in der Bibel gibt es schon Vorlagen für Bilder mit dem Motiv des Hirten. In der Zeit, in der die Texte der Bibel entstanden sind, waren die Menschen noch nahe dran am Landleben. Sie waren Bauern, Hirten und Viehzüchter. Sie wussten sehr genau, dass Hirte und Herde mehr sind als eine Idylle und Schönwettererfahrung. Die Bibel will damit also nicht sagen, dass das Leben immer einfach und leicht ist. Aber sie wussten aus ihrer täglichen Erfahrung, dass Hirten treu sind. Hirten lassen ihre Herde nicht im Stich. Hirten ziehen auch mit, wenn es durch ein finsteres Tal oder über felsiges Gelände geht. Hirten bleiben auch bei ihrer Herde, wenn Stürme aufziehen oder Gewitter über sie hereinbricht. Und Hirten wissen, wo es saftige Wiesen und Quellen mit frischem Wasser gibt. Sie wissen, wie lange die Tiere mit kargem Futter auskommen können und wann es genug mit der Entbehrung ist. All das hat die Menschen früherer Zeiten bewogen, das Bild des Hirten für Gottes unverbrüchliche Treue zu nutzen.

Es verwundert also nicht, dass der Psalm 23 eine der meist zitiertesten Stellen in der Bibel ist. Er trägt die Überschrift:

"Der gute Hirt"

Im Text heißt es: "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Es lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen, er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil." (Psalm 23, 1-4) Das heißt: Gott weiß um die Herausforderungen, die Stürme des Lebens. Er ist nicht verschwunden, wenn es schwierig wird. Er geht mit jedem Menschen durch die Unwägbarkeiten und angsterfüllten Situationen des Lebens. Durchaus auch in dieser von der Corona-Pandemie geprägten Zeit. Gott weiß auch darum, dass jeder Einzelne wieder Ruhe finden und Kraft tanken muss. Darum, dass alle Menschen ihre Akkus wieder aufladen können.

Dazu gibt es viele Möglichkeiten, einige wenige will ich nennen. Ein ausgedehnter Spaziergang in einer schönen Landschaft oder einem Park. Neue Dinge kennenlernen, etwa beim Besuch eines Museums. Ein Buch lesen, das schon lange im Schrank steht.

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