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Don Camillo - ein unbequemer Heiliger
Bild: miroslav_m_pixabay

Don Camillo - ein unbequemer Heiliger

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Don Camillo, das war doch der kauzige Priester, der immer im Zwist lag mit dem kommunistischen Bürgermeister Peppone. Die älteren unter uns erinnern sich an die herrlichen alten Filme, mit Fernandel in der Hauptrolle als Don Camillo. Ansonsten kenne ich niemanden namens Camillo, dem ich heute zum Namenstag gratulieren könnte. Heute ist nämlich der Tage des heiligen Kamillus oder Camillo von Lellis.

Kein lupenreiner Lebenslauf

Der war am Ende seines Lebens tatsächlich auch Priester, so dass er damals sicher auch Don Camillo genannt wurde – so wie der Priester im Film. Aber spannend finde ich vor allem die Vorgeschichte, auch wenn sie ein bisschen anstrengend ist…. Und die spielt im Italien des 16. Jahrhunderts.

Nicht besonders ehrenvoll

Als die Mutter früh stirbt und der Vater als Offizier wohl eher durch Abwesenheit glänzt, verwahrlost der kleine Camillo. Schon als Jugendlicher geht er selbst zum Militär, kämpft in verschiedenen Kriegen - und wird spielsüchtig. Immer wieder verliert er alles. Und er zettelt oft Streit an. Seine Karriere als Soldat endet erstmal mit einem Rauswurf. Nicht besonders ehrenvoll. Außerdem hat er Wunden an den Füßen, die einfach nicht heilen wollen.

Und wieder steht er sich selbst im Weg

In der Heiligenlegende heißt es: Camillo wurde Landstreicher. Heute würden wir wohl weniger romantisch sagen: „obdachlos“. Er versucht, in einem Kloster unterzukommen und fliegt auch dort wieder raus wegen seiner Sucht. Im Hospital, in dem seine Wunden endlich heilen, möchte er als Hilfskraft arbeiten. Und wieder steht er sich mit seiner streitsüchtigen Art und dem Hang zum Glücksspiel selbst im Weg. Dann findet Camillo zum Glauben, und er verändert sein Leben, sagt dem Glücksspiel ab.

Krankenpfleger aus Leidenschaft und Berufung

Schließlich wird er doch Krankenpfleger, aus Leidenschaft und Berufung – und wohl auch, weil er genau weiß, wie schlecht es einem gehen kann, als kranker und verwundeter Mensch. Er übernimmt Verantwortung und schließlich leitet Camillo das ganze Spital. Er kann auch andere begeistern. Es heißt, dass sich durch ihn die Krankenpflege in Rom entscheidend verbessert hat.

Ich war krank, und ihr habt mich besucht

Auf seine Berufung angesprochen, zitiert er die bekannten Worte von Jesus: „Ich war krank, und ihr habt mich besucht.“ (Matthäus 25, 36b) und „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Der Patron der Pflegekräfte

Camillo möchte einen Orden für Krankenpflege gründen. Das Projekt gelingt jedoch erst, nachdem er selbst Theologie studiert hat und Priester geworden ist. Diesen Orden, die Kamillianer, gibt es heute noch. Im 18. Jahrhundert wurde Camillo heilig gesprochen. Und seitdem gilt er als der Patron der Pflegekräfte.

Viele Rückschläge überstanden

Soweit mal die Kurzfassung dieses Lebens. Beim Lesen der biografischen Daten von Camillo, bin ich ganz unruhig geworden: was ein Hin- und Her! Immer wieder will er sein Leben verändern, der Spielsucht entkommen, gesund werden - und immer wieder gelingt das nur kurze Zeit, dann kommt der nächste Rückschlag. Ich schätze mal, er war auch kein einfacher Zeitgenosse.

Gründe, die Menschen auf die Straße bringen

Ich muss an die obdachlosen Menschen denken, die ich jeden Tag auf der Einkaufsstraße sehe. Jedes Menschenleben verläuft ja anders. Aber fehlende Fürsorge, Sucht, Krankheit, Verlust der Arbeit und Armut, das sind auch heute noch Gründe, die Menschen auf die Straße bringen.

Ungeahnte Möglichkeiten entdecken

Der heilige Camillo von Lellis ist für mich so ein Beispiel dafür, dass in uns und in den Menschen, denen wir begegnen, manchmal ganz ungeahnte Möglichkeiten stecken, die wir uns nicht mal selbst vorstellen können.

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