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Des Guten zuviel
Pixabay/Quinn Kampschroer

Des Guten zuviel

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Der Umzug brachte es an den Tag. Ständig kauft der Mensch etwas, in dem Fall muss ich leider sagen: ich. Da findet sich ein Pulli, originalverpackt mit Preisschild. Blusen – wie gekauft, so hingehängt.  Mehrere Paare Schuhe, ein bis zweimal getragen. Ein grün-braunes Jackett – nie angezogen. Gleich drei typgleiche Butterpfännchen, zwei davon unbenutzt.

Das Bundesumweltministerium hat ausgerechnet: Jeder Bundesbürger besitzt durchschnittlich 10.000 Gegenstände. Der Konsum kurbelt einerseits die Wirtschaft an und kann die Käuferin kurzzeitig in einen Rausch versetzen. Andererseits verschwinden immer mehr Rohstoffe, Müllberge steigen an. Wie viele Gegenstände braucht es zum Leben? Und wie lässt sich das vereinbaren, wenn wir doch die Schöpfung bewahren  wollen?

Das sind schwierige Fragen. Ich habe jedenfalls die Gunst des Umzugs genutzt, Tüte um Tüte gepackt – die großen blauen ­– und ins Diakonie-Anzieheck am anderen Ende der Stadt gebracht. Dort können Menschen für wenig Geld Kleidung, Schuhe, Wäsche, Spielzeug oder Küchenutensilien kaufen. Das hat es mir leichter gemacht, mich zu trennen. Außerdem sind die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer dort nett und begrüßten mich nach dem dritten Mal schon überschwänglich.

Ich verhehle nicht, dass ich mich geschämt habe. Ich liebe schöne Dinge, aber ich möchte kein Konsummonster sein. Seit dem Tag des Umzugs vor jetzt genau fünf Monaten habe ich mir nichts mehr zum Anziehen gekauft. Es fällt mir schwer. Und durchhalten werde ich es auch nicht. Aber ich habe mir fest vorgenommen, in Second Hand Geschäfte zu gehen und auf Kleidertauschbörsen. Vielleicht veranstalte ich auch selber eine Tauschparty. Bisschen Spaß muss schließlich sein.  

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