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Das Beste:  das Kreuz!

Das Beste: das Kreuz!

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Das Kreuz ist das Beste, was wir haben.“ Das hat einmal Franz Kamphaus gesagt – unser früherer Bischof im Bistum Limburg. Ich weiß noch: Es war ein kühler Herbsttag, und ich bin mit ihm an der Lahn entlang gegangen. Wie wir zu diesem Thema gekommen sind, weiß ich nicht mehr, aber der Satz ist mir hängengeblieben: „Das Kreuz ist das Beste, was wir haben.“ Erst einmal hatte dieser Satz für mich gar nicht so eine große Bedeutung. Aber im Laufe der Jahre und meines Lebens ist er mir immer wichtiger geworden.

Heute feiert die katholische Kirche das Fest Kreuzerhöhung. Im Bistum Limburg hat dieses Fest eine besondere Bedeutung: Jedes Jahr segnet der Bischof an diesem Tag die Gläubigen mit einem kostbaren Behältnis, in dem ein Stück des Kreuzes Jesu eingefügt wurde. Also ein Stück des Holzkreuzes, an dem Jesus selbst gehangen hat. „Das Kreuz ist das Beste, was wir haben.“ Das Kreuz ist das Zeichen des Christentums schlechthin. Es hängt in vielen Wohnungen, Schulen, Krankenhäusern, Gerichten, an Wegen steht es als Wegkreuz und auf Friedhöfen am Grab eines Menschen. In meinem Büro habe ich ein Kreuz mit einem Corpus direkt so an der Wand hängen, dass ich es oft anblicke.

Für mich ist das Kreuz das Beste am Christentum geworden. Gerade bei den Kruzifixen ist es so, dass man eine Jesusfigur auf dem Holzkreuz sieht. Ich sehe die Wundmale und die Dornenkrone, die Jesus aufgesetzt bekam. Das Kruzifix hält mir vor Augen: Es gibt kein Leben ohne Leiden, ohne Schmerzen und Niederlagen. Und Gottes Sohn hat es selbst erlitten. Ja, Gott hat es erlitten. Für mich erwächst aus dieser Betrachtung Trost. Ich denke mir: Wenn Gott das Leiden kennt, dann weiß er, wie ich mich jetzt fühle – wenn es mir schlecht geht. Dieser Gedanke ist mir ganz wichtig im Glauben: Jesus hat selbst erlebt wie es war, verspottet, missachtet, vereinsamt, verängstigt zu sein. Genau darum verehre ich das Kreuz. Mein Gottesbild ist nicht das eines strahlenden Siegers, eines über allem Menschlichen stehenden Gottes. Mein Gottesbild ist auch nicht das eines in sich ruhenden und meditierenden weisen Mannes. Mein Gottesbild ist der leidende Jesus am Kreuz.

„Das Kreuz ist das Beste, was wir haben.“ Es geht mir nicht darum, das Leiden zu glorifizieren. Ich möchte am liebsten gar nicht leiden. Aber das Leben hat auch bei mir andere Spuren hinterlassen: Traurigkeiten, Krankheiten, Verlust von lieben Menschen. Ich glaube, es gibt keinen Mensch, der nicht diese Erfahrungen macht. Das, was mir am meisten dabei hilft, ist der Blick auf das Kreuz, der Blick auf Jesus. Er sagt mir: Du bist nicht allein. Ich kenne den Schmerz. Ich fühle mit dir.

In diesen Gedanken habe ich schon oft Trost gefunden. Und ich weiß, dass es auch anderen Menschen so geht. Bischof Kamphaus hatte recht: Das Kreuz ist das Beste, am ganzen Christentum.

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