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„Wie geht’s weiter?“ – Von Existenzangst und Gottes Flüstern
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„Wie geht’s weiter?“ – Von Existenzangst und Gottes Flüstern

Anette Kassing
Ein Beitrag von Anette Kassing, Evangelische Stadtkirchenpfarrerin, Marktkirche Wiesbaden

„Und? Wie soll’s jetzt weitergehen?“, fragt mich ein junger Mann, der seine Ausbildung jetzt mit tollem Zeugnis abgeschlossen hat, der aber leider nicht übernommen wurde.
Wie soll’s jetzt weitergehen?“- Immer wieder begegnet mir diese Frage.
Etwa: jetzt nach der Ausbildung, erst mal ohne Stelle. Oder: nach 23 Jahren ist die Ehe am Ende. Oder beim Arzt eine schlimme Diagnose. Wie soll es jetzt weitergehen?
Tja! Manchmal geht es mit dieser Frage darum, sich zu entscheiden, also: links oder rechts? Und dann suchen nach einem gangbaren Weg… Aber manchmal ist das gar nicht der Punkt. Sondern oft ist es die nackte Existenzangst, die einen da umtreibt: Wenn alles sich zugespitzt hat, alles irgendwie immer „enger“ wurde und einem die Luft zum Atmen nimmt.
Vielleicht gibt es auch gar nicht die eine Antwort, die richtige Lösung! Aber es hilft schon mal, wenn jemand die Angst mit aushält. Und mit-fühlt. Mir scheint: Selbst Gott hält sich mit Antworten, die „donnernd“ und eindeutig vom Himmel herab kommen, eher bedeckt. Damals, vor 2000 Jahren, wurde es für Jesus auf dramatische Weise immer enger: In Jerusalem spitzte sich alles zu, viele Mächtige haben sich gegen ihn verschworen, er wurde verurteilt und gekreuzigt. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ Ein Schrei- und keine Antwort.
Wir wissen heute, dass alles anders kam, dass Jesus auferstanden ist. Derselbe Gott, der während der Kreuzigung geschwiegen hat-, derselbe Gott hat Jesus drei Tage später auferweckt. Gott hatte „die Fäden“ immer noch in der Hand. Ja: wie schön, wenn das geschieht!
Es gibt nicht immer einen Weg, wo am Ende alles gut ausgeht. Aber es gibt das Mitgehen. Das Aushalten. Das Mitfühlen. So wie von Johannes und Maria unterm Kreuz, zwei Menschen, die Jesus nah waren. Und Gott, der mitgeht.
Ich glaube, Gott flüstert auch heute noch: „Ich bin bei Dir. Ich halte es mit Dir aus und gehe mit.“ Vielleicht auch durch einen ganz konkreten Menschen. Durch eine Freundin, die aufmerksam zuhört und mitfühlt und vielleicht mitweint. Oder durch den Bekannten, der einen wertvollen Tipp für eine Bewerbung hat für den Mann auf Stellensuche. Ob und wie auch immer es weitergeht-, Gott flüstert: „Ich geh mit.“

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