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Wenn einer Mist gebaut hat
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Wenn einer Mist gebaut hat

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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„Papa, ich habe Mist gebaut.“ Und dann folgte ein langes Telefongespräch mit viel Tränen und Verzweiflung.

Viele Väter und Mütter haben diesen Satz von ihren Kindern gehört. Und je nachdem was der Mist war, den einer gemacht hat, können tröstende Worte helfen, manchmal auch Geld oder für den anderen einzustehen.

Ein Beispiel: Jugendliche hatten in ihrer Clique kräftig gefeiert, die ganze Nacht und mit viel Alkohol. Ein paar Stunden haben sie geschlafen und gemeint, der Rausch sei verflogen. Auf der Heimfahrt Polizeikontrolle. Die stellte etwas anderes fest: Ein Promille Alkohol im Blut. Das reicht, um für einige Monate den Führerschein abzugeben. Mist gebaut; was nun?

Ohne Auto und Führerschein ist man im Vogelsberg, wo ich lebe, aufgeschmissen. Zum Arbeitsplatz, den der Junge täglich anfahren muss, gibt es keine Bahn- oder Busverbindung. Auch die Berufsschule liegt weit weg. Da muss jede Fahrt mühsam organisiert werden. Ein Glück, wenn’s da die Familie gibt, in der man füreinander einsteht.

Ein Meinungsforschungsinstitut hat Jugendliche befragt, ob sie gern in ihrem Dorf oder lieber in der Stadt leben würden, wie ihre Berufspläne und Lebensziele aussehen, ob sie sich vorstellen könnten, auf dem Land zu bleiben. Eine zentrale Frage war: Was ist für dich am wichtigsten: Geld, Erfolg, Leistung, Freundschaft, Familie? Achtzig Prozent haben geantwortet, dass die Familie für sie das Wichtigste ist; Jungen übrigens noch mehr als Mädchen. Sie haben das auch erklärt: In eine Familie muss man nicht eintreten wie in einen Verein. Man braucht keinen Leistungsnachweis zu erbringen oder eine Aufnahmeprüfung zu machen. In der Familie gehört man einfach dazu; bedingungslos und lebenslang. Die Familie steht zu einem, auch dann wenn man mal Mist gebaut hat.

Natürlich gibt es auch gegenteilige Erfahrungen, dass Familien zerstritten sind und gegenseitiges Helfen nicht funktioniert. Doch die befragten Jugendlichen waren sich ziemlich einig: Familie ist der Ort, an dem man daheim ist und Hilfe findet, wenn man sie braucht.

In einer bekannten Geschichte aus der Bibel wird das ganz ähnlich erzählt.

Ein Sohn bittet seinen Vater, ihm das Erbteil, das ihm zustehen wird, im Voraus auszuzahlen. Er will damit losziehen in die Welt, um sein Glück zu suchen. Und so geschieht es. Der Vater zahlt, der Junge zieht weg. Doch er verschleudert sein Geld und landet irgendwann in der Gosse. Vom Futter im Schweinetrog muss er sich ernähren; so drastisch beschreibt es die Bibel. Da erinnert er sich an seine Familie und kehrt schuldbewusst zurück: „Papa, ich habe Mist gebaut“, oder im Originalton der Bibel: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“ Doch der Vater nimmt ihn wieder auf. Er feiert sogar ein Fest, weil der Sohn wieder da ist.

So wie diesen Vater dürft ihr euch Gott vorstellen. Das wollte Jesus mit dem Gleichnis sagen. Man nennt es das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Vielleicht ist besser zu sagen: das Gleichnis vom gütigen Vater oder von der Familie, in der du daheim bist und aufgehoben – auch wenn du Mist gemacht hast.

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