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Spielen erlaubt
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Spielen erlaubt

Jelena Wegner
Ein Beitrag von Jelena Wegner, Evangelische Pfarrerin, Siegbach
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Gestern Abend haben wir gespielt. Mein Mann, unsere Kinder und ich. Das haben wir wiederentdeckt vor einem Jahr. Gestern war es "Piraten Kapern". Ein Würfelspiel, bei dem der Gewinner am Ende noch hinterrücks übertrumpft werden kann.

Manchmal gibt es Streit. Auch das gehört dazu. Aber meistens tut es uns allen gut. Wenn wir spielen, vergessen wir Arbeit und Schule. Es wird gewürfelt, gelacht, diskutiert und verhandelt. Eine Zeit ohne Zweck, aber nicht ohne Sinn.

Kinderspiel

Dabei habe ich gemerkt: Kinder spielen anders. Sie sind dabei ganz in der Gegenwart. Es ist eben nicht bloß ein Spiel. Das sehe ich, wenn Kinder miteinander spielen: Da ist das ganze Zimmer auf einmal eine Legowelt.

Der Stuhl ist ein Berg, das Regal bietet Unterschlupf als Höhle. Zum Bett muss man auf Zehenspitzen laufen, um nicht auf einen Legostein zu treten oder einen Teil dieser Spiellandschaft einzureißen.

Denn: Abbauen ist streng verboten. Das kommt erst, wenn was Anderes dran ist. Wenn meine Kinder spielen, kann ich noch so oft rufen: "Das Essen ist fertig." Sie hören nichts und sehen nichts. Versunken in ihrer Spielwelt. Sie fragen nicht, ob sich der Aufwand lohnt oder welchen Nutzen das Ganze hat. Nur der Moment zählt.

Spielkinder

Erwachsene spielen auch. Anders als Kinder. Aber sie spielen: Gesellschaftsspiele, Glücksspiele, Sudoko auf dem Smartphone, Rate- oder Würfelspiele. Nicht mehr ganz so selbstvergessen wie Kinder.

Sie blenden das Leben drumherum nicht völlig aus. Die Probleme verschwinden nicht einfach aus dem Kopf. Aber es ist, als ob sich eine Decke auf all die Anforderungen legt. Der Fokus richtet sich auf das Spiel. Wenn ich spiele, tanke ich Kraft.

Ich bin froh, dass wir die Familien-Spieleabende im vergangenen Jahr wiederentdeckt haben. Wir erleben Gemeinschaft und Momente voller Leichtigkeit. Oft fühle ich mich danach erholter. Zufriedener.

Und laut der Bibel macht Spielen sogar weise. In der Bibel steht: Die Weisheit in Person spielte zu Gottes Füßen, als der die Welt geschaffen hat. Vielleicht ist es dieses Selbstvergessene, das weise macht.

Die spielerische Weisheit: Was zählt, ist der Moment. 

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