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Problem
Bildquelle: Gerd Altmann/Pixabay

Problem

Jens Haupt
Ein Beitrag von Jens Haupt, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Damit etwas ein Problem wird, muss man es doof finden. Und doof ist es immer, wenn etwas zu viel ist oder zu wenig. Oder zu früh oder zu spät. Doof ist zu viel Arbeit, doof ist zu wenig freie Zeit, doof ist zu früh aufzuwachen, doof ist zu spät ins Bett zu gehen. So einfach entsteht ein Problem. Weil man etwas doof findet. Weil man es bewertet. Man könnte ja auch sagen: Viel Arbeit fordert mich von meiner besten Seite. Ich muss sortieren und unterscheiden, was dringend ist und was wichtig ist. Man könnte auch sagen: Freie Zeit brauche ich momentan nicht, weil mir die Arbeit so viel Energie gibt und Spaß macht.

Frühes Aufwachen muss nicht doof sein, Ich kann mich entscheiden, frühes Aufstehen gut zu finden. Ich sehe die Sonne aufgehen, ich habe mehr Zeit zum Duschen, ich kann zum Bahnhof schlendern, vielleicht sogar einen Zug früher nehmen. Und fürs späte zu Bett gehen hatte ich bestimmt gute Gründe.

Zu viel, zu wenig, zu früh, zu spät, wir bewerten den ganzen Tag, ohne Pause. Und die Bewertung geht fast immer ins Minus. Man macht zu viel von dem einen, zu wenig von dem anderen, ist zu schnell oder ist zu spät. Man wird sich selbst und anderen zum Problem. Und ein Problem ist doof.

Bewerte deinen Nächsten wie dich selbst. Moment, falsch zitiert: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Natürlich die Bibel. So wie ich den anderen anschaue, so schaue ich mich selbst an. Nicht bewertend, sondern liebevoll. Ja, das macht die Gutmenschen aus. Nächstenliebe macht uns erst zum Menschen. Und die Selbstliebe gehört dazu. Andere nur als Problem sehen, nur doof finden, kann passieren. Sich selbst als Problem sehen und doof finden, dann hat man wirklich ein Problem. Was hilft dagegen? Ich höre auf, mich ständig selbst zu bewerten. Ich höre auf, mich ständig zu messen und zu vergleichen. Und ich fange an, mich sein zu lassen, wie ich nun mal bin. Übrigens: Für mich gilt die Nächstenliebe nämlich auch.

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