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Neid
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Neid

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Ich bin gerne im Hessenpark. Im März feiert meine Arnoldshainer Kirchengemeinde dort wieder einen Gottesdienst, wie jedes Jahr. Wir leben ja nebenan. Dafür kriegen wir über 100 Freikarten. Auch die Preise kenne ich: Es gibt günstige Familientickets und zum Feierabend kostet ein Besuch nur noch die Hälfte. Grundsicherungsempfänger zahlen 2,50, genau wie Schüler und Studenten. Dass begleitete Flüchtlingsgruppen aber gar nichts zahlen sollen, macht manche Menschen sauer. Ein Shitstorm fegt durchs Internet. Warum kriegen „die“ was und nicht ich? Es ist eine Neid-Debatte.

Neid ist menschlich und kommt vom dauernden Vergleichen. Ein uraltes Gefühl. Schon am Anfang der Bibel. Aus Neid erschlägt Kain seinen Bruder Abel. Kain meinte, Abel kommt besser weg. Kain kann sich nicht mit seinem Bruder freuen. Er greift sich einen Stein und erschlägt ihn. Neid kann sogar zu Mord führen.

Bei den meisten kommt es nicht zum Äußersten. Aber Neid ist Triebfeder für viel Übles. Mindestens fühlen viele Neid ab und an. Ich auch. Zwar möchte ich mich mitfreuen, wenn jemand eine traumhafte Wohnung, ein cooles teures Auto präsentiert, vielleicht geschenkt, geerbt. Etwas, was ich mir nicht leisten kann. Ungewollt bohrt in mir der Neid. Neidisch kann man auf alles sein. Neid ist unersättlich. Neid kann auch in einer Gesellschaft erzeugt und missbraucht werden. Einfach loswerden kann ich ihn nicht.

Aber ich kann was Besseres damit machen. Ich gebe dem Neid eine andere Richtung. Mir hilft, dass ich glaube: Jede und jeder ist unvergleichlich von Gott geschaffen und geliebt. Ich auch. Wenn ich Neid spüre, probier‘ ich, was Gutes draus zu machen: Ich wünsche mir, etwas auch zu bekommen.

Ohne mir zu wünschen, die anderen hätten es nicht. Ich hätte etwas auch gerne – aber wegnehmen möchte ich keinem was. Ich entwickele Ideen, wie ich einen Wunsch produktiv und kreativ verwirklichen kann. Ohne Aggressionen, weil ich dem Anderen das Gute aus ganzem Herzen gönne. Da muss ich auch nichts irgendwo zornig und grimmig posten.

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