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Leben lernen mit Widersprüchen
Bild: Capri23auto/Pixabay

Leben lernen mit Widersprüchen

Till Martin Wisseler
Ein Beitrag von Till Martin Wisseler, Evangelischer Pfarrer, Langenselbold
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In der Schule unserer Jungs war richtig was los. Erst recht, wenn es um Schüleraustausche ging. Leider sind die zur Zeit nicht möglich.
USA, Israel, Russland, China. Fast immer war eine Gruppe unterwegs. Junge Leute lernten die Welt kennen – Menschen und Kulturen. Kamen die Schüler und Lehrer glücklich und zufrieden zurück, rührte mich das.

Aber ich kenne auch die Stimme in meinem Gewissen: Ist es sinnvoll, wieder neue Reisemöglichkeiten zu schaffen und weitere Bedürfnisse zu wecken? Alle reden doch vom Klimaschutz und demonstrieren dafür. Gleichzeitig wird das nächste Flugzeug bestiegen. Klingt ziemlich widersprüchlich.

Dem Klima täte es bestimmt gut, wenn die Flugzeuge (wie jetzt) am Boden blieben. Dennoch werden die globalen Probleme der Menschen so nicht gelöst. Dazu muss man zusammenarbeiten – alle gemeinsam. Und Vertrauen zueinander haben! Das wächst in der persönlichen Begegnung.
Klimaschutz einerseits, Völkerverständigung anderseits. Ich möchte das eine nicht gegen das andere ausspielen.

Für alle und alles das Beste zu finden, ist unmöglich.
Martin Luther hat das immer wieder versucht – aber nicht geschafft. Daran ist er bald verzweifelt. Dachte sogar, der Teufel wäre mit im Spiel. Bis er erkannt hat: Wenn ich handeln und mich für das Leben einsetzen will, muss ich bereit sein, mit Widersprüchen zu leben. Manchmal werde ich sogar schuldig. Ich muss entscheiden, was das kleinere Übel ist an manchen Stellen. Gott hat uns auch Atem gegeben, damit wir leben und handeln und uns entscheiden.

Und so entscheide ich, mich zu freuen – zusammen mit den Schülern und Lehrern die hoffentlich bald wieder andere Länder und Menschen kennenlernen und so zur Völkerverständigung beitragen.

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