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Handyturm
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Handyturm

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Ein Handy gehört für die meisten zum Leben. Wirklich genial, was so ein modernes Smartphone alles kann. Was es auch kann, ist sich einmischen.

Es summt, vibriert oder blinkt, wenn ich eine Nachricht bekomme oder jemand mich anruft, egal ob mir das gerade recht ist, oder nicht. Schließlich will ich ja nichts verpassen, was so los ist in meiner Welt.

Auch wenn viele Leute und viele Handys zusammen sind, sind Unterbrechungen normal. Der eine liest nur mal schnell eine Textnachricht oder nimmt einen Anruf entgegen. Die andere verfolgt nebenbei eine Diskussion auf Twitter, oder einen Liveticker im Sport. Auf die Uhr schauen, im Gespräch etwas googlen, oder ein Foto für Freude posten, ganz normal.

Ein Handyturm gegen Störungen

Auch Digital Natives ist das manchmal zu viel. Lena wohnt mit zwei Freundinnen in einer WG. Die drei sind moderne junge Frauen und haben selbstverständlich Smartphones dabei. „Wenn wir mal alle zuhause sind“, erzählt sie, „dann essen wir zusammen und machen einen Handyturm. Wir legen alle unsere Handys auf dem Tisch übereinander, so dass niemand es nebenbei benutzen kann und genießen es, dass niemand unser Essen und unsere Unterhaltung unterbricht.“

„Ihr unterbrecht es, euch unterbrechen zu lassen“, sage ich - sie lächelt und nickt.

„Noch lustiger ist ein Handyturm bei einer Feier“, meint sie. „Das ist so eine Art Spiel: Alle, die kommen, legen ihr Handy auf den Turm, laut oder stummgeschaltet und wer es als erste nicht aushält und draufschaut, muss eine Runde geben. Die Abende mit Handyturm sind echt anders.“ 

Im Alltag Momente freihalten für die Zeit mit anderen

Unterbrechung tut gut, das wussten Menschen schon lange bevor es Smartphones gab. Der jüdische Schabbat, der christliche Sonntag und die fünf täglichen Gebete der Muslime unterbrechen den Alltag, um Zeit freizuhalten für sich, für die anderen und für Gott. Ich finde es wichtig, sich diese Unterbrechungen regelmäßig selbst zu schaffen. Ein Handyturm kann das. Er macht allen bewusst, wie oft sich viele von ihrem Handy unterbrechen lassen, ob es gerade passt, oder nicht.

Ich würde das gerne ausprobieren. Bei der nächsten Familienfeier oder in der nächsten Konferenz. Sicher würden dabei alle erleben, wie gut es tut, die Unterbrechung zu unterbrechen, mir und den anderen.

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