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Gute Entscheidungen
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Gute Entscheidungen

Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen
Ein Beitrag von Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen, Referentin für Familien- und Beziehungspastoral, Fulda

Der Deutsche Bundestag hat am vergangenen Donnerstag über den Umgang mit vorgeburtlichen genetischen Bluttests auf Trisomien diskutiert. Was bedeutet es, wenn ich mich mit der Tatsache auseinander setzen muss, dass mein Kind mit einer Behinderung wird leben müssen? Welche Rahmenbedingungen bietet unsere Gesellschaft, damit ich mich in einer solchen Entscheidung von der Gemeinschaft mitgetragen und unterstützt weiß?

Der Deutsche Bundestag hat am vergangenen Donnerstag über den Umgang mit vorgeburtlichen genetischen Bluttests auf Trisomien diskutiert. Der Test, der schon seit 2012 medizinisch zugelassen ist, erkennt am Blut der Mutter, ob das ungeborene Kind zum Beispiel das Down-Syndrom hat. Bislang müssen Eltern diesen Bluttest privat bezahlen. Eine andere Methode, die Fruchtwasseruntersuchung, wird von der Krankenkasse übernommen. Sie birgt aber ein deutliches Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt. Eine Entscheidung in dieser Frage wird der Bundestag im Sommer dieses Jahres treffen.

Aber unabhängig von der gesetzlichen Regelung rücken aus meiner Sicht zwei Fragen ins Blickfeld:
Erstens: Was bedeutet es, wenn ich durch eine nahezu risikofreie Früherkennungsuntersuchung Erkenntnisse über mein ungeborenes Kind erhalte? Wenn ich mich mit der Tatsache auseinander setzen muss, dass mein Kind mit einer Behinderung wird leben müssen? Das erfordert von mir eine besondere Entscheidung für das Kind.

Und zweitens: Welche Rahmenbedingungen bietet unsere Gesellschaft, damit ich mich in einer solchen Entscheidung von der Gemeinschaft mitgetragen und unterstützt weiß?

Die Entscheidung für mein Kind ist besonders gefragt, wenn ihm ein Leben mit einer Behinderung bevorsteht. Damit wird mir als Mutter, uns als Eltern mehr und anderes abverlangt werden als den meisten Familien. In diesen Zusammenhängen fallen nie leichtfertige und unüberlegte Entscheidungen – davon ich überzeugt. Aber wie gelingt es, dass diese Lebensentscheidungen gute Entscheidungen sind?

Hier braucht es möglichst umfassende Informationen, nicht einseitig oder gar manipulierend. Es bedarf guter, professioneller Beratung sowie durch nahe stehende Menschen, Freundinnen und Freunde im Rahmen ihrer je persönlichen Möglichkeiten.

Es gilt aber auch, mich nicht allzu schnell zu unterfordern. Schon oft habe ich in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass ich Größeres tragen und leisten kann, als ich mir im Vorfeld zugetraut hätte. Hier braucht es zur realistischen Selbsteinschätzung auch eine große Portion Mut und Optimismus, dass es schon gut werden wird. Als Christin weiß ich mich in solchen Herausforderungen auch von Gottes fester Zusage seiner Nähe getragen.

Und die Gesellschaft? Hier wünsche ich mir, dass es kein „Normalmaß“ gibt, an dem sich alles zu messen habe. Vielmehr ist ein Klima der wertgeschätzten Individualität und des Respekts vor der Vielfalt des Lebens vonnöten. Und konkrete Hilfsangebote – seien sie finanziell oder personell –, die das Leben in seiner ganz unterschiedlichen Ausprägung zu tragen helfen. Die differenzierte Debatte im Deutschen Bundestag am vergangenen Donnerstag stimmt mich optimistisch, dass eine solche unterstützende Gesellschaft in Deutschland keine Utopie sein muss.

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