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Dorfgemeinschaft
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Dorfgemeinschaft

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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In unserem Dorf steht eine rot gestrichene Telefonzelle. Schon die Farbe zeigt, dass es nicht die alte öffentliche Telefonzelle ist. Die war ja früher gelb. In der roten Telefonzelle in unserem Dorf hängt kein Telefon. Wo früher der Apparat angebracht war, da sind jetzt Bretter zu einem Bücherregal zusammengezimmert. Darin stehen Bücher. Die kann jeder hinbringen – Bücher, die er für lesenswert hält und weitergeben möchte. Das kann ein Kinderbuch sein – Max und Moritz, Die Hasenschule oder Momo. Und jeder kann Bücher mitnehmen, die er selber lesen oder den Kindern und Enkeln vorlesen will.

Ich habe ein kleines Buch, das ich in meiner Jugendzeit mehrfach gelesen habe, in die rote Telefonzelle gestellt. Der Titel ist: „Liebesgeschichten für Schüchterne“. Darin stehen lustige und traurige Erfahrungen aus der Zeit der ersten Liebe. Auf der Innenseite des Umschlags stand mein Name. Den habe ich nicht durchgestrichen oder das Blatt weggerissen.

Dieses Buch hat eine junge Frau mitgenommen. Sie hat‘s gelesen. Und weil sie gesehen hat, dass das Buch von mir kam, hat sie mich kontaktiert und mir gesagt: „Ich fand das Buch schön, das Sie eingestellt haben!“ Mich hat das gefreut. Über dieses Buch und die rote Telefonzelle ist ein Kontakt entstanden. Dörfer leben vom Kontakt ihrer Bewohner.

Dorfgemeinschaft heißt: Wir haben etwas untereinander zu tun. In der Bibel steht der Ratschlag: „Sucht der Stadt Bestes“ (Jeremia 29,7) Das Beste ist allemal eine gute Gemeinschaft, in der man sich kennt oder kennen lernen kann und in Verbindung miteinander ist.

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