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Die Chance zur Vergebung

Die Chance zur Vergebung

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
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„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wie vergeben unseren Schuldigern.“ Das ist ein Satz aus dem bekanntesten Gebet der Christenheit: dem Vater Unser. Der Satz ist schnell gesprochen. Aber was heißt das eigentlich, jemandem vergeben? Wie macht man das? Und wie oft kann ich anderen vergeben? Die Frage treibt auch die Freunde Jesu um. Petrus fragt Jesus einmal: „Wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich an mir versündigt? Siebenmal?“ (Matthäus 18, 21) Wie so oft, erzählt Jesus statt einer direkten Antwort ein Gleichnis. Eine Geschichte aus der Lebenswelt seiner Zeitgenossen. Er erzählt von einem Knecht, der  seinem Herrn eine unbeschreiblich große Summe Geld schuldet. Der Herr will den Knecht mit seiner ganzen Familie verkaufen lassen, um die Schuld zu begleichen. Aber der Knecht bittet den Herrn um Nachsicht und Geduld. Und – wie ein Wunder – der Herr erlässt ihm alles!

Gottes endlose Nachsicht und Geduld

So ist Gott zu uns! Das ist die Botschaft Jesu. Jeder wird mal schuldig: durch Unachtsamkeit, durch Bosheit, durch Egoismus, egal wie – aber von uns allen ist keiner ohne Schuld. Aber Gott hat eine so große Liebe zu uns, dass er uns die Schuld vergibt – sogar ohne, dass wir dafür bezahlen! Und was macht der Knecht aus dem Gleichnis Jesu? Als er einen Kollegen trifft, der ihm eine kleine Summe schuldet, packt er ihn, würgt ihn und lässt ihn ins Gefängnis werfen. So sind wir Menschen! Wir vergessen blitzschnell, dass Gott uns immer wieder vergibt. Und wir denken nicht daran, dem Mitmenschen zu vergeben – so wie der erste Knecht im Gleichnis.

Vergebung ist konkrete Liebe und ein Neuanfang

Die Worte von der Vergebung und Versöhnung sind ein Kern der Jesusbotschaft. Und ich frage mich: Was heißt denn vergeben? Für mich bedeutet das: Ich spreche mit dem anderen über das, was er mir getan hat. Ich gebe ihm eine Möglichkeit, es wieder gut zu machen. Dann können wir wieder neu anfangen.

Wie oft soll ich meinem Bruder vergeben, fragt Petrus Jesus. Der antwortet: „Siebenundsiebzig mal“ (Matthäus 18,22) – eine Zahl die für unendlich oft steht. Vergebung ist konkrete Liebe – Liebe Gottes zu uns und Liebe der Menschen untereinander. Und das ist eine der großartigsten Botschaften, die ich kenne. Ich darf immer wieder neu anfangen, weil mir meine Schuld vergeben wird.

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