Der Wert der Freiheit
Im Sommer vor 33 Jahren hatten wir einen besonderen Besuch bei uns zu Hause. Eine Großcousine meiner Mutter aus Halle in der ehemaligen DDR hatte ganz überraschend die Genehmigung für einen Verwandschaftsbesuch bei uns „im Westen“ bekommen. An einem Tag waren wir mit ihr am Frankfurter Flughafen. Ich erinnere mich noch genau wie das war, als wir vor der großen Anzeigetafel mit all den Flügen gestanden haben. Wir haben darüber gesprochen, wohin wir jetzt am liebsten fliegen würden. Auf einmal hatte unser Besuch Tränen in den Augen. Sofort war unser lustiges Geplänkel zu Ende. Mir als in Westdeutschland großgewordenem Jugendlichen ist schlagartig klar geworden: Die Freiheit, überall hin fahren zu können, ist nicht selbstverständlich.
Unsere Reisefreiheit ist nicht selbstverständlich
Heute vor sechzig Jahren ist die Mauer gebaut worden, die diese Freiheit so vielen Menschen für 28 Jahre genommen hat. Ich denke heute besonders an die mindestens 327 Menschen, die ihr Leben lassen mussten nur, weil sie versucht haben, diese schreckliche Grenze zu überwinden. Ich frage mich oft, wie viele Menschen in der damaligen DDR an dieser Grenze innerlich zerbrochen sind: Vor lauter Wut und Traurigkeit, sie womöglich nie überwinden zu können. Ich denke aber auch an die vielen mutigen Frauen und Männer, die alles darangesetzt haben, diese Mauer friedlich zu überwinden. Ihr Erfolg im Jahr 1989 macht mir Mut: Es lohnt sich immer, für Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten.
Wie wertvoll es ist, frei wählen zu können
Meinen kleinen Beitrag dafür werde ich in gut sechs Wochen geben. Denn dann wird zum nächsten Mal ein neuer Bundestag gewählt. Selbstverständlich gehe ich dann wählen. Denn das ist für mich ein Zeichen dieser Freiheit, für die viele Menschen innerhalb dieser Mauer so lange gekämpft haben. Damit zeige ich: Diese Freiheit ist mir was wert!
