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Zwischen Aufbruch und Bewahrung

Zwischen Aufbruch und Bewahrung

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute wird der Gitarrist Steve Hackett 70 Jahre alt. Mit seinen Beiträgen für die Gruppe „Genesis“ hat er in den 70er Jahren Rock-Geschichte geschrieben. Platten wie „Foxtrot“ wären ohne sein Spiel undenkbar: temperamentvoll und melodisch. Ich höre mir solche Perlen des so genannten Progressive Rock immer noch sehr gerne an. Aber heute denke ich vor allem aus einem anderen Grund an Hackett: Ich hab nämlich eine spannende Biografie über ihn gelesen. Und er fasziniert mich einfach auch als Persönlichkeit. Der Charakterkopf Hackett vereint nämlich zwei Eigenschaften, von denen meiner Meinung nach viel zu oft behauptet wird, dass sie sich ausschließen: Mal ist er ein mutiger Neuerer gewesen, dann wieder ein behutsamer Bewahrer von Bestehendem.

Progressiv und konservativ

Seine innovative Seite zeigt etwa die legendäre Anzeige in einem Musikmagazin, mit der er 1970 die Aufmerksamkeit von Genesis-Sänger Peter Gabriel geweckt hat: „Gitarrist bzw. Songschreiber sucht aufgeschlossene Musiker, die bereit sind, sich über existierende, stagnierende Musikformen hinwegzusetzen.“ Mit diesem Text bekam der damals unbekannte Musiker Hackett, der quasi nur in seiner Wohnung vor sich hinkomponierte, einen Platz in der damals schon recht bekannten Band. Und hat dort das Programm, das er in seiner Anzeige formuliert hatte, souverän eingelöst.

Die andere Seite von Hackett hab ich vor einer Weile live miterlebt und war begeistert: Behutsam hat er auf der Bühne viele Stücke der progressiven Zeit von Genesis interpretiert. Und sie damit für künftige Zeiten bewahrt. Damit ist er heute ein wichtiger Nachlassverwalter von Genesis – obwohl er schon 1976 ausgestiegen ist. Denn der Rest der Band hat nach seinem Weggang einen anderen Stil entdeckt: Pop. Hackett blieb und bleibt aber auch als Solokünstler „seinem“ Genesis-Stil treu.

Meinen Weg gehen

Mit dieser Haltung beeindruckt mich Hackett: Er geht seinen Weg. Davon möchte ich mir eine Scheibe abschneiden. Indem ich selbst mehr Mut zum eigenen Stil zeige und dabei die ganze Bandbreite von „konservativ“ bis „progressiv“ nutze: Wenn ich meinen Urlaubsort wähle zum Beispiel – oder mich für ein Hobby entscheide: Wie viel Altes, wie viel Neues will ich dabeihaben? Immer wieder ist da auch eine Prise Mut gefordert: Wo ist in meinem Alltag Mut zum Aufbruch gefragt? Wo geht es darum, etwas Schönes und Wichtiges zu bewahren? Hier will ich mutiger als bisher Entscheidungen treffen. Und meinen Weg gehen.

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