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Wieder mal einen Brief geschrieben

Wieder mal einen Brief geschrieben

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Beim Rumstöbern in meiner Wohnung sind sie mir mal wieder in die Hände gefallen: Vier Schuhkartons voll mit alten Briefen. Früher habe ich eigentlich nie einen Brief weggeworfen; erst recht nicht, wenn es etwas Handgeschriebenes war. Was ich da beim Stöbern in den Kartons so alles wieder entdeckt habe! Ich bin aus dem Lesen gar nicht mehr heraus gekommen. Bei manchen Briefen musste ich nach so vielen Jahren lächeln, bei einigen habe ich eine Träne verdrückt. Da waren zum Beispiel  Briefe aus dem ehemaligen Ostblock dabei! Die haben damals mindestens einen Monat gebraucht, um bei mir anzukommen. Ich weiß auch noch, wie ich auf so manchen Brief sehnsüchtig gewartet habe. Als er dann da war, habe ich jede Zeile fast zweimal gelesen, so wertvoll und besonders waren sie für mich. Briefe – erst recht wenn sie handgeschrieben waren – waren immer etwas ganz Besonderes.

Eine Rarität: ein handgeschriebener Brief

In den letzten Jahren habe ich leider kaum noch solche Briefe bekommen. Das liegt natürlich auch daran, dass ich auch selbst kaum welche schreibe. Wenn ich schreibe, dann meistens nur noch auf elektronische Weise; mit einer E-Mail oder einer SMS. Das geht schnell, da muss ich nicht so viel vorher nachdenken: Denn wenn ich etwas an meinem Text ändern will, lösche ich es einfach und schreib es neu; ich schicke meinen Text los und in Sekundenschnelle ist er dann beim Empfänger. Das ist natürlich praktisch. Aber ich finde es auch ein wenig schade. So schön wie die Briefe damals finde ich die elektronischen Nachrichten von heute meistens nicht.

Dauert - und bleibt

Deswegen will ich wieder anfangen, selbst Briefe mit der Hand zu schreiben. In den Einen guten Anlass dazu habe ich erst vor kurzem bekommen: Ein alter Schulfreund hat mir zum Geburtstag einen echten Brief geschickt. „Wie geht es dir?“, hat er mich darin gefragt. Ich könnte jetzt schnell mein Handy holen und sowas wie „ganz gut“ oder Ähnliches reintippen. Aber dieses Mal will ich einen Brief zurück schreiben. Dazu muss ich mir viel überlegen. Denn ich will ihm wirklich beschreiben, was mich in dieser Corona-Zeit  im Moment so bewegt und was ich so alles tue. Ich weiß: Das wird dauern. Aber dafür darf ich mich dann auf einen langen Antwortbrief freuen. Den lege ich dann wieder in eine Kiste; und vielleicht freue ich mich dann nach vielen Jahren noch darüber.

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