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Tina geht ehrenamtlich ins Bordell
Roland Baumann

Tina geht ehrenamtlich ins Bordell

Hannah Thielmann
Ein Beitrag von Hannah Thielmann, Studentin der Publizistik, Mainz, evangelisch
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Hallo, ich bin Tina, ich bin 25 Jahre alt, wohne in Mainz und gehe ehrenamtlich ins Bordell.

Tina ist eigentlich Ärztin. In der Freizeit engagiert sie sich für ein Projekt ihrer Kirchengemeinde. Tina gehört zu einer Gruppe von Ehrenamtlichen, die regelmäßig Prostituierte in Mainz besuchen. Es geht darum, dass die Frauen spüren: Hier interessiert sich jemand für mich als Mensch und nicht als Produkt, das man kaufen kann.

So vielfältig wie Menschen halt sind, so vielfältig sind auch die Begegnungen, die wir haben. Wir lachen mit den Frauen in den Gängen. Wir gehen in die Zimmer und weinen da mit den Frauen. Und wir sind einfach für sie da.

Jesus war mit Prostituierten befreundet

Tina erlebt, dass die meisten Frauen die Bordelle kaum verlassen, weil sie dort wohnen, schlafen und arbeiten. Deshalb sieht sich selbst als Brückenbauerin zwischen zwei Welten.

Ich gehe da nicht rein mit einer bestimmten Agenda, sondern einfach, weil ich die Frauen unglaublich gern habe. Und als Christ sehe ich, dass Jesus keine Trennung gemacht hat zwischen Menschen und sogar Prostituierte in seinem Freundeskreis hatte.

Womit Tina schwer klarkommt

Obwohl es viele schöne Momente gibt, sind die Besuche im Bordell für Tina auch herausfordernd.

Die allererste Prostituierte, die ich getroffen habe, war eine 19-jährige Rumänin, die mir erzählt hat, dass sie vor kurzem erst von ihren Eltern aus extremer Geldnot heraus verkauft wurde an einen Zuhälter. Ich habe sie danach noch zweimal getroffen, und danach leider nie wieder. Mit dieser Ungewissheit klarzukommen – das ist manchmal echt nicht leicht. 

Du erzählst uns deine Story. YOU FM. Zusammen mit den Kirchen in Hessen.

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