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Standby
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Standby

Dr. Peter-Felix Ruelius
Ein Beitrag von Dr. Peter-Felix Ruelius, Leiter ZB Christliche Unternehmenskultur & Ethik bei der BBT-Gruppe, Koblenz

Umweltverbände sagen, dass ein normaler Haushalt im Jahr ungefähr für hundert Euro Strom verbraucht – und zwar Strom, von dem niemand etwas hat. Gemeint ist der Stromverbrauch durch den Standby-Modus an vielen Geräten. Der Standby-Modus hat keinen guten Ruf.

Standby: Übersetzt heißt das: Bereitschaft, Bereithalten, meint aber auch den Ersatzmann oder den Auswechselspieler. Und wenn ich nicht nur Elektrogeräte im Blick habe, dann fallen mir schon wichtige Institutionen ein, die mehr oder weniger im Standby-Modus sind – und das müssen sie auch. Ich denke an: Pannendienste, die Polizei, Ärzte im Bereitschaftsdienst. Sie sind da, wenn sie gebraucht werden – und genau dafür, für den Ernstfall, stehen sie bereit. Das muss so sein.

Wenn man jetzt der englischen Sprache noch einen kleinen Schritt folgt, dann wird aus dem Standby ein Verb: to stand by. Das hat dann die Bedeutung:  Zu jemandem stehen, sich bereithalten, jemandem beistehen, zu jemandem halten.

Ich komme darauf, weil ich Freunde habe, denen gegenüber fühle ich mich eher wie im Standby-Modus: Manchmal melden sie sich wochenlang nicht, dann gibt es wieder ein Lebenszeichen, einen Besuch und vielleicht auch ein gutes Gespräch. Dann ist es gut, dass ich da bin.

Mein Gefühl: Ich sitze auf der Reservebank, bin nicht im Spiel, sondern eben: Im Standby-Modus. Auch das kostet Energie. Mir gelingt es inzwischen, das auch positiv zu sehen. Ja, es kann sein, dass ich manchmal im Standby-Modus da bin. Und ehrlich gesagt, ist das gar kein schlechter Zustand. Da sein, wenn man gebraucht wird. Nicht immer aktiv sein müssen, sondern signalisieren: Ich bin da, wenn es nötig ist. Ich bin nicht ausgeschaltet, sondern aktiv bereit.

Ich glaube, dass man mit diesem Bild auch etwas gelassener wird, wenn man den Zustand des Glaubens und der Religion in unserer Gesellschaft anschaut. Ja, Religion und Kirchen erscheinen für viele nur noch im Standby-Modus. Und auch Gott sitzt bildlich gesprochen meistens auf der Reservebank. Das kann sein. Aber wenn Kirchen und Religion in der ganzen Bedeutung des Wortes im Standby-Moduls sind: in Bereitschaft, oft auf der Reservebank, dann aber wieder aktiv im Spiel, dann ist das letztlich kein schlechter Zustand. Und wenn sie dann da sind, um Menschen beizustehen, dann wird der Standby-Modus richtig sinnvoll.

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