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Schnuffi
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Schnuffi

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel

Sie hat mir erlaubt die Geschichte von ihrem Schnuffi im Radio zu erzählen. Ihren richtigen Namen darf ich aber nicht sagen. Ich nenne sie Marlene. Dieses Mal durfte ihr Schnuffi nicht mit. Es ging auf Klassenfahrt. Marlene ist zwölf Jahre alt.

Egal wohin Marlene auch fuhr, Schnuffi war immer dabei. Sogar im Zug saß der kleine Kuschelhund mit den Schlappohren ganz selbstverständlich auf der Reisetasche und wenn Marlene müde wurde, schämte sie sich nicht, Schnuffi in den Arm zu nehmen um besser einschlafen zu können. Marlene war 3 Jahre alt und lag im Krankenhaus, als Schnuffi zu ihr kam. Eine Cousine brachte ihn als Tröster. Seitdem waren beide unzertrennlich. Wenn Marlene ihn mal bei den Großeltern vergessen hatte, musste Schnuffi per Paket schnell hinterher geschickt werden. Das erinnerte mich an mein Peterle. Der kleine schwarz-weiße Bär war mein Kuscheltier und der musste auch schon mal ins Paket, um ganz schnell wieder zu mir zu kommen. Heute sitzt er im Bücherregal neben den Bibeln. Mein Sohn hatte eine blaue Giraffe. Und so könnte ich mir vorstellen, dass auch Sie oder Ihre Kinder ein solches Kuscheltier hatten.

Wie viele Tränen haben unsere Kuscheltiere wohl schon getrocknet? Wie viele Geschichten gehört? Wie oft getröstet?

Aber auf Klassenfahrt durfte Schnuffi zum ersten Mal nicht mit. Marlene ist hoch gewachsen und sieht älter aus als zwölf. Das war ihr dann doch zu peinlich. Schnuffi wartete derweil im heimischen Bett. Ich bin sicher er hat alle Erlebnisse der Klassenfahrt schon am ersten Abend erfahren. Und Marlene schlief selig, Schnuffi im Arm.

Natürlich wäre es ein bisschen platt, wenn ich Ihnen jetzt Gott als das Kuscheltier für Erwachsene anbieten würde. Und doch geht es mir so, wenn ich abends im Bett liege und an Gott denke, dass ich dann spüre: Ich bin nicht allein. Und doch ist es so, dass ich Gott alles erzähle, was mich im tiefsten Inneren bewegt. Und doch ist es so, dass ich dann mal eine Träne weinen kann, vor Kummer oder vor Glück, was ich mir im Erwachsenen-Alltag nicht traue.

Darum bete ich abends gerne. Ich spüre: Ich bin nicht allein.

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