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"Papa, wozu gibt es Kriege?"

"Papa, wozu gibt es Kriege?"

Gunnar Bach
Ein Beitrag von Gunnar Bach, Katholischer Pastoralreferent, Pfarrei Sankt Peter Montabaur
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"Papa, wozu gibt es Kriege?“ Das fragte mich mein Sohn Johannes im Auto. Ich musste schlucken, und wusste grad nicht, was ich ihm antworten sollte. „Wie kommst du auf so eine Frage?“ Inzwischen versuchte er schon selbst eine Antwort. Er fragte mich weiter: „Vielleicht, um die Menschen zu bestrafen, weil sie böse sind?“ Ich meinte dann: „Hm, ich glaube nicht, dass das einen Sinn hat, dass es Kriege gibt. Es gibt zwar böse Menschen, die sowas anfangen. Aber nicht alle sind böse, und viele leiden unter Krieg. Aber wie kommst du darauf?“ Und mein Sohn, so gar nicht verlegen: „Na, abends gibt es doch Logo, die Kindernachrichten. Es ist gut, dass wir hier keinen Krieg haben, oder?“ „Ja, da hast du recht, Johannes! Wir können froh darüber sein.“ Und Johannes hat sich schon die schlimmen Folgen ausgemalt: „Dann würden die Häuser kaputtgeschossen, und wir müssten weg in ein anderes Land gehen, oder Papa?“ Ich konnte ihn beruhigen „Nein, Johannes, das müssen wir Gott sei Dank nicht.“

Zuhause angekommen, wurden wir von Clara, Johannes kleiner Schwester, begrüßt. Die kam uns mit ihrem geliebten Steckenpferd entgegengeritten. Das macht sie sehr gerne, ganz oft. Das Steckenpferd hatte ich schon als Kind. Es ist schon ziemlich lädiert, aber Clara liebt es heiß und innig. Meine Mutter hat es mir als Kind in Osnabrück, ihrer Heimatstadt gekauft. Da gibt es jedes Jahr ein Friedens-Event für Kinder: das Steckenpferdreiten.

Grundschulkinder reiten mit ihren selbstgebastelten Steckenpferden zum Rathaus. Eine Kinder-Friedensdemo. Dieses Fest erinnert an die Friedensreiter, die Friedensboten von Münster und Osnabrück. Während des Dreißigjährigen Krieges, im 17. Jahrhundert, sind Friedensboten zwischen diesen Städten als Vermittler hin und her geritten.  Sie haben ihren Teil dazu beigetragen, dass es dann 1648 hieß: Schluss mit dem Krieg, endlich gibt es Frieden! Schluss mit dem verdammten Kriegselend und der verbrannten Erde!

Wenn ich in den Nachrichten von Trump und Putin höre, die wieder aufrüsten wollen, dann denke ich: warum schauen und hören die nicht auf die Kinder und denken daran, dass sie über deren Zukunft in den nächsten Jahren entscheiden?!

Heute ist der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Kinder müssen heute nicht nur Kriege erdulden, sie werden sogar oft gezwungen, als Soldaten dabei mitzumachen. 250.000 Kindersoldaten gibt es weltweit. Kinder dürfen nicht lernen, auf andere Menschen schießen! Sie sollen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen! Auch die Kinder in Afrika, im Kongo, im Südsudan und in Ruanda!  Eines ist sicher für mich: wenn die Kinder nicht den Hass von Erwachsenen eingepflanzt bekämen, wären sie die Allerletzten, die Krieg gut finden.

Wenn ich Clara auf ihrem Steckenpferd so fröhlich reiten sehe, dann wünsche ich ihr und allen Kindern auf dieser Erde: dass sie weiter in Frieden leben dürfen und vom verdammten Krieg verschont bleiben.

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