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Lieber ehrlich
Gabriele Grassl/GettyImages

Lieber ehrlich

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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Heute ist Sonntag, Ruhetag. Und als solcher ist er auch durch unsere Verfassung geschützt. Es gibt die Werktage der Woche, an denen wir in den unterschiedlichen Berufen arbeiten, uns anstrengen und mühen. Und dann gibt es den Sonntag – eben zum Ruhen, zum Entspannen, zur Erholung.

Mit dem Sonntag ist oft der Kirchgang verbunden

Mit diesem Ruhetag war und ist in unserer Kultur oft der Kirchgang verbunden. Früher waren viele Menschen bei uns in der Landwirtschaft tätig – die Woche über. Am Sonntag ließen sie die Arbeit ruhen. Und dann war Zeit zum Kirchgang. In den Bauerndörfern war es lange Zeit die Sitte, dass aus jedem Hof sonntags mindestens einer zur Kirche geht.

Daran erinnert die Geschichte, die ich in meinem Dorf gehört habe. Die Großmutter auf einem Bauernhof erinnerte die Enkelin, dass sie für die Familie heute zur Kirche geht. Die war Konfirmandin und musste sowieso hingehen. „Und zum Essen um zwölf bist du wieder zurück“, sagte die Großmutter. Die Enkeltochter kam auch pünktlich. „Wie war‘s in der Kirche?“, wollte die Oma wissen. „Wie immer“, lautete die Antwort. „Und was hat der Pfarrer gepredigt?“ „Über die Sünde.“ „Und was hat er dazu gesagt?“ „Er war dagegen.“

Zum Glauben gehört Ehrlichkeit

Spätestens jetzt wusste die Großmutter, dass ihre Enkelin nicht im Gottesdienst war. Das hat sie dann auch deutlich gesagt. Die Enkelin gab zu: „Oma, du hast recht, die Rumlügerei bringt gar nichts. Ehrlichkeit ist besser.“

Die Oma musste schmunzeln und dachte bei sich: „Die hat zwar den Gottesdienst geschwänzt; aber sie hat trotzdem etwas vom Glauben verstanden; zu dem gehört nämlich Ehrlichkeit.“

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