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Leap of Faith - Sprung ins Vertrauen
Pixabay/Michał Lech

Leap of Faith - Sprung ins Vertrauen

Ein Beitrag von Mirjam Jekel, Evangelische Theologin, Rüsselsheim
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"O Himmel, das schaff ich nicht." Das dachte ich, als ich diesen Sommer auf dem Sprungbrett stand. Ich stand ganz vorne auf dem Brett; unter mir das Wasser und konnte mich einfach nicht überwinden.

Ich wollte zum ersten Mal in meinem Leben vom Drei-Meter-Brett springen. Ich weiß, das klingt für viele nicht besonders aufregend. Aber für mich war es das. Ich hab mich noch nie getraut, ins Wasser zu springen. Ich falle echt nicht gern. Aber irgendwie dachte ich: Hey, probier's mal aus!

"Ich muss vertrauen, dass ich unten gut ankomme"

Und so stand ich jetzt da. Schaute ins Wasser. Alles, was ich tun musste, war nur ein kleiner Schritt. Vom Sprungbrett ins Nichts. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie sich das anfühlt. Sobald ich diesen einen Schritt tue, kann ich nicht kontrollieren, was passiert. Ich muss vertrauen, dass ich gut unten im Wasser ankomme und heil wieder auftauche.

Ins Ungewisse springen

Im Englischen gibt es dafür einen Ausdruck: Leap of Faith, Sprung des Vertrauens. Der Schritt ins Ungewisse und das Vertrauen, dass es gut geht.

Faith kann man übersetzen mit Vertrauen, aber auch mit Glauben. Ein Leap of Faith ist auch ein Sprung des Glaubens. Für mich passt das dazu, wie Glauben und Vertrauen sich anfühlen. Aufregend, ein bisschen unheimlich. Denn Glauben ist keine sichere Sache. Im Gegenteil: wer glaubt, geht ein Risiko ein, denn: Glauben ist Vertrauen.

Für Vertrauen gibt es keine Garantie

Wenn ich mir einer Sache völlig sicher bin, dann muss ich das nicht glauben, dann weiß ich das. Aber wenn ich zu jemanden sage: "Ich vertraue dir", dann habe ich keine Garantie dafür, dass mein Vertrauen begründet ist.

Mit Gott ist das ähnlich. Ich kann nicht mit dem Finger auf Gott zeigen; ich kann Gott nicht mit den Händen greifen – kurzum: Ich kann nicht beweisen, dass es Gott gibt.

Und trotzdem glaube ich an Gott, ich vertraue auf Gott – weil ich Geschichten gelesen habe, in denen Menschen von Erlebnissen mit Gott erzählen, in der Bibel.

Eine Frage der Entscheidung

Und weil sich dieses Vertrauen für mich irgendwie richtig anfühlt – weil ich weiß, dass ich mich immer an Gott wenden kann, egal, wie es mir geht. Und – weil ich mich dafür entscheide, diesen Sprung des Glaubens zu wagen.

Als ich diesen Sommer auf dem Sprungbrett stand, da war ich mir nicht sicher, ob das gut ausgeht. Meine Freunde am Beckenrand riefen: "Auf – spring! Das wird schon!" Also habe ich meinen ganzen Mut zusammengerafft und diesen einen Schritt nach vorne gemacht und bin gesprungen.

Es braucht Mut, aber lohnt sich

Es war schon ein gruseliges Gefühl – so haltlos nach unten zu fallen. Aber es war auch aufregend, abenteuerlich. Nach dem Auftauchen bin ich gleich nochmal gesprungen. Diesmal kostete es weniger Überwindung. So ein Leap of Faith ist nie ganz einfach – aber er lohnt sich.

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