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Krank sein
Nattanan Kanchanaprat/Pixabay

Krank sein

Ute Zöllner
Ein Beitrag von Ute Zöllner, Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel
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Heute ist Welt-Rheumatag. Vor 15 Jahren wurde dieser Jahrestag auch in Deutschland eingeführt. Mit diesem Gedenktag sollen die Anliegen von Menschen, die an Rheuma erkrankt sind, in den Mittelpunkt gerückt werden. Auch junge Menschen werden krank.

Britta war 16 Jahre alt, als die Ärzte ihr sagten, dass sie Rheuma hat. Mit einem Fuß ging es bei ihr los. Erst wurde der Fuß dick. Britta und ihre Eltern dachten sich noch nicht viel dabei. Dann waren ihre Hände so merkwürdig geschwollen. Zusätzlich tat ihr der Rücken weh.

"Zuerst haben alle gemeint, ich würde beim Ballett zu heftig üben", erzählt sie in einem Interview. "Ich bekam Spritzen." Aber das war nicht der Grund für Brittas Schmerzen. Viele Untersuchungen folgten. Schließlich war die ganze Familie froh, als die Ursache endlich gefunden war. "Wir haben es genommen, wie es war", berichtet sie weiter. Britta versucht, mit der Krankheit zu leben. Nicht immer und ständig auf die Schmerzen zu achten. Sich nicht völlig von ihnen in Beschlag nehmen zu lassen. Die Hände taten ihr dann trotzdem weh. Die Mitschüler hatten nicht immer Verständnis. Aber Britta ließ sich nicht unterkriegen.

Inzwischen ist Britta eine junge, selbstbewusste Frau, die studiert. "Ich brauche kein mitleidiges Ohr", meint sie. "Ich stehe mitten im Leben." Sie versucht immer noch offen mit ihrer Krankheit umzugehen. "Ich bin mehr als Rheuma", sagt sie. "Ich mache das Beste daraus und möchte mich von nichts aufhalten lassen. Ich tanze schon mal die Nacht durch. Hinterher geht es mir dann eben schlecht. Ich will anderen Menschen nichts beweisen. Schon gar nicht wie toll ich mit meiner Krankheit leben kann. Ich will das Rheuma auch gar nicht leugnen."

Mich beeindruckt, was sie sagt. Denn Britta teilt Menschen nicht auf in gesund und krank. Hier die einen, die schwach und anfällig sind. Dort die anderen, die ohne Einschränkungen leben können. Sie unterscheidet zwischen sich und den anderen, aber sie trennt nicht. Es geht um den ganzen Menschen. Und sie schaut auf das, was ihr möglich ist und nicht auf das, was sie, durchaus schmerzlich, nicht so gut kann.

Es gibt Menschen, die sind gesünder als andere. Oder Menschen, die sind kränker als andere. Gesund und krank – das gehört zusammen. Das lässt sich unterscheiden, aber nicht trennen. Es geht immer um beides, auch bei Britta. Sie versteht sich als ganzer Mensch. Das meint auch der Theologe Karl Barth. Er fasst das zusammen, wenn er sagt: "Gesundheit ist die Kraft zum Menschsein."

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