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Jesus in der Pubertät
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Jesus in der Pubertät

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Wenn Kinder heute noch getauft werden, dann meistens als Babies oder Kleinkinder. Jesus aber war bei seiner Taufe schon fast 30. Davon wird in diesen Tagen in den katholischen Gottesdiensten erzählt: von der Taufe Jesu durch Johannes am Bach Jordan. Von Weihnachten, als wir die Geburt Jesu im Stall gefeiert haben, bis jetzt also ein Zeitsprung von fast 30 Jahren. Und in der Zwischenzeit - was ist da denn passiert? Die Geschichten von Jesus als Baby im Lukasevangelium enden mit dem schönen Satz: „Das Kind aber wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihm.“ Aber was bedeutet das? Wir finden nur eine einzige Geschichte dazu, sie handelt von Jesus als Zwölfjährigem. Wie historisch das ist, was Lukas da aufgeschrieben hat, weiß man nicht.  Aber interessant ist es allemal:

Als Jesus zwölf ist, unternimmt er mit seinen Eltern eine Pilgerreise nach Jerusalem, zum Pessachfest. Zu Fuß ist das eine Reise von mehreren Tagen. Die Stadt ist voller Leute und auch die Familie reist nicht allein an, sondern in einer Pilgergruppe, wahrscheinlich mit vielen Verwandten. Nach den Festtagen machen sich alle wieder auf den Heimweg. Am Abend des ersten Tages bemerken die Eltern, dass Jesus nicht bei der Gruppe ist. Sie suchen ihn überall, finden ihn aber weder bei den Verwandten noch bei den Bekannten. Schließlich gehen sie zurück nach Jerusalem und suchen dort weiter. Am dritten Tag finden sie Jesus endlich, im Tempel. Er sitzt dort mitten unter den Schriftgelehrten und diskutiert mit. Und die Leute staunen, wie ein so junger Kerl schon so vernünftig mitreden kann. Auch seine Eltern sind erstaunt. Sicher sind sie aber vor allem erleichtert, dass sie ihren Sohn wiedergefunden haben.

Maria, seine Mutter, ist aber auch ganz schön ungehalten: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voller Angst gesucht!“ Da entlädt sich die Spannung der letzten Tage. Und Jesus? Der entschuldigt sich nicht. Der nimmt noch nicht mal Rücksicht auf die Gefühle seiner Eltern. Er antwortet: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich dort sein muss, wo mein Vater ist?“ Oh, diese Pubertät! Trotzig und provozierend!  Wahrscheinlich müssen Maria und Josef ganz schön an sich halten bei dieser Antwort. Die Geschichte verrät, dass es Jesu Eltern nicht nur leicht mit ihm hatten. Auch später wird seine Mutter ihn nicht immer verstehen. Auch als Erwachsener stößt er seine Eltern noch vor den Kopf.

Diese Geschichte steckt natürlich voller Symbolik: Da erscheint uns Jesus als eine Art Wunderkind, als einer, der sich schon früh auskennt mit Gottes Wort und im Tempel, also in Gottes Haus „zu Hause ist“. Mir sagt diese Geschichte außerdem: Es ist auch im Glauben völlig in Ordnung, Dinge zu hinterfragen und neu zu denken. Erwachsen werden im Glauben – das ist so notwendig wie die Pubertät.

 

 

 

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