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Herr von Ribbeck und der bleibende Segen
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Herr von Ribbeck und der bleibende Segen

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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In vielen Dörfern unterwegs steht eine wichtige Dorflinde, und in manchen Orten gibt es Eichen, die schon hunderte oder sogar tausend Jahre alt sind. Hinweise auf besondere, echt eindrucksvolle Bäume gab es reichlich auf meiner Radtour im Spätsommer. Besonders aufgefallen ist mir aber der Wegweiser zu einem Birnbaum. Dem bin ich gerne gefolgt. Er führte nicht zu irgendeinem Birnbaum, sondern, Sie ahnen es bereits, zum Birnbaum in Ribbeck im Havelland. Viele von uns kennen Fontanes Gedicht über den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland noch aus der Schule. Das Gedicht von Theodor Fontane beginnt so: 

„Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit….“

Vorausgedacht und vorgesorgt

Und dann, so erzählt das Gedicht weiter, füllt sich der Gutsherr die Taschen voller Früchte und verschenkt die großzügig an die Kinder des Ortes. Und die Kinder freuten sich an den Früchten. Aber weil der alte Gutsbesitzer schon wusste, dass er bald sterben würde und dass seine Nachkommen weniger großzügig waren, verfügte er: Man solle ihm nach seinem Tod eine Birne mit ins Grab geben. So geschah es. Und seine Rechnung und der Birnbaum gingen auf: auf seinem Grab wuchs ein großer fruchtbarer Baum, der, so sagt es das Gedicht, die Kinder geradezu aufforderte, sich an den Birnen zu bedienen.

Und das Gedicht endet:

„So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“

Das Gut und Schloss Ribbeck, das gibt es noch heute. Die Familie der von Ribbecks hat es unter den Nazis das erste Mal und in DDR-Zeiten ein zweites Mal verloren, es gehört heute dem Land Brandenburg. Aber Nachfahren der Familie sind wieder in den Ort gezogen und wohnen, wenn auch nicht im Schloss, so doch in unmittelbarer Nähe des Guts.

Gut Ding braucht Weil

Der Birnbaum auf dem Grab des Herrn von Ribbeck stand dort lange Zeit und er trug reichlich Birnen. Dann fiel er einem Sturm zum Opfer. In der Nähe der Kirche wurde ein neuer Baum gepflanzt; noch muss er wachsen, um in Zukunft die Kinder und Gäste des Ortes mit Birnen zu beschenken. Aber eine Bank neben dem Baum lädt zum Verweilen ein und zum Meditieren. Auf der Bank steht: „Zeit ist Balsam und Friedensstifter – Nehmen Sie sich daher Zeit, setzen Sie sich zu mir auf die Bank und lassen Sie beim folgenden Gedicht Frieden in sich einkehren…. Herr von Ribbeck auf Ribbeck……“

So viel Freude am Schenken

Ich habe mich über eine Katze gefreut, die schnurrend auf der Bank vor mir Platz nahm, und es bedauert, dass ich schon weiter radeln musste zu meiner Unterkunft für die Nacht und gar nicht viel Zeit hatte, am Baum zu verweilen.

So ist mir Fontanes Gedicht auch später noch nachgegangen und hat mich auf der Reise begleitet. Wieviel Freude am Schenken steckt darin! Und wie genial der Geiz der Nachkommen überlistet wird! Es berichtet aber auch davon, dass es Zeit und Geduld braucht, bis aus vergrabenen Früchten etwas überraschend Gutes wächst, und dass es möglich ist, Segen zu stiften, sogar über den Tod hinaus…..

Wie viel Kreativität und Fantasie hat da Herr von Ribbeck bewiesen!

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