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Frieden stiften angesichts von Gewalt
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Frieden stiften angesichts von Gewalt

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Was für eine furchtbare Woche: Voller Gewalt bei uns und in der Welt.  

Am Montagabend bei dem gewaltsamen Anschlag in Limburg mit einem gestohlenen LKW. Am Mittwoch, an Jom Kippur, dem großen jüdischen Versöhnungstag, bei dem brutalen Angriff auf die Synagoge in Halle. Der rechtsextremistische Täter hat zwei Menschen getötet und zwei weitere schwer verletzt.

Krieg und Gewalt auch in Nordsyrien: Seit Mittwochabend greifen die türkischen Truppen dort an - unter dem zynischen Namen „Friedensquelle“. Statt Frieden bringt dieser Angriff Tod und Vertreibung für Tausende von Menschen.  

Ausgerechnet in dieser Woche voller Gewalt ist gestern in Stockholm verkündet worden, wer den Friedensnobelpreis 2019 bekommt: Abiy Ahmed, der äthiopische Regierungschef, wird für seinen herausragenden Einsatz für den Frieden ausgezeichnet.

Ausgerechnet in dieser Woche voller Gewalt? Nein! Gott sei Dank in dieser Woche voller Gewalt!

Gott sei Dank steht durch den Friedensnobelpreis jemand im Blick der Weltöffentlichkeit, der zeigt: Selbst angesichts langjähriger Gewalt ist es möglich, Frieden zu stiften. Abiy Ahmed, der äthiopische Premierminister, steht für die Versöhnung Äthiopiens mit dem Nachbarland Eritrea ein.

Gleichzeitig ist mir in dieser Woche noch klarer geworden: Jeder und jede von uns muss sich für diesen bedrohten Frieden einsetzen. Ich denke zum Beispiel an die Menschen, die spontan nach dem Anschlag in Halle Mahnwachen vor Synagogen gehalten haben. Oder die gestern Abend zum Beginn des Schabbat mit Menschenketten, mit Lichtern und Gebeten gezeigt haben: Wir stehen zu unseren jüdischen Mitmenschen, sind mit ihnen geschwisterlich vereint - im Glauben an den einen Gott.

Egal, welches Geschlecht, welche Nationalität oder welche Religion jemand hat, ich will, dass wir einstehen für ein friedliches Zusammenleben von allen Menschen hier bei uns.

Nach dieser Woche voller Gewalt bin ich erschüttert - und zutiefst dankbar für alle Friedensstifter. Wir brauchen alle: Auf der großen Weltbühne, Menschen wie Abiy Ahmed – und im ganz normalen Zusammenleben: Jede und jeder von uns kann Frieden stiften!

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