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Cool-Sein kann wirklich cool sein…
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Cool-Sein kann wirklich cool sein…

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Oft hab ich schon gedacht: Schade, dass ich keinen Spam-Filter in meine Augen und Ohren einbauen kann. Dann könnte ich lästige Wörter und Verhaltensweisen auf eine Müll-Liste setzen. Sie würden an der Netzhaut und am Trommelfell abprallen. Und sie würden mein Gehirn nicht erreichen und das Nervensystem schonen. Ach, dann würde ich sofort das Wort „cool“ auf diese Spamliste setzen. Und so viele Gesten, die cool wirken sollen: Denn dauernd wird ein Produkt als „cool“ angepriesen. Oder jemand setzt sich als besonders cool in Szene. Mich stört einfach: Oft ist Cool-Sein bloß eine dümmliche Pose. Eine Maske, hinter der sich nichts verbirgt.
Aber vor kurzem ist mir aufgefallen: Der Filter sollte wirklich gut programmiert sein. Denn ich möchte eigentlich nicht völlig auf Coolness in meinem Umfeld verzichten. Cool-Sein finde ich nämlich auch nicht immer schlecht. Es gibt Szenen, in denen ich Coolness sogar richtig faszinierend und beeindruckend finde. Mir fällt dazu zum Beispiel ein Dialog aus dem Film „Casablanca“ ein. Da droht jemand: „Vergessen Sie nicht, dass diese Pistole direkt auf ihr Herz gerichtet ist. “ Und Humphrey Bogart antwortet völlig ruhig und ironisch: „Da bin ich am wenigsten verwundbar.“ Solche Momente klingen bei mir nach. Sie machen mich gleichzeitig locker und stärken mir den Rücken. Das liegt an einer Mischung aus Gelassenheit, Witz und großer Ernsthaftigkeit.

Ich finde es aber besonders schön, wenn ich wirklich coolen Menschen ganz real im Alltag begegne. Übrigens oft in so genannter uncooler Kleidung und mit wenig hippem Sprach-Vokabular. Ein Beispiel: Unser Stadtbus Richtung Heimat-Wohnviertel ist mal falsch abgebogen.  Da hat eine ältere Dame einfach die Rolle des Lotsen übernommen und den verzweifelten Fahrer in seinem Fahrzeug-Ungetüm zur richtigen Route gelotst: einfach mit coolen, lockeren Sprüchen und präzisen Informationen. Ihre beeindruckende Art hat für mich den Zeitverlust mehr als aufgewogen. Das war für mich eine richtige coole ältere Dame.
Ich nehme mir daher vor: Pseudo-Coolness will ich zwar immer souveräner ignorieren – aber mir eine Antenne für echte Coolness im Alltag bewahren. Und, das ist zumindest mein Wunsch: Im Idealfall will auch ich in heiklen Situationen einfach cool reagieren.

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