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Wie die Jungfrau zum Kind
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Wie die Jungfrau zum Kind

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

„Ich bin dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind“, sagt man und das klingt eher wie eine Entschuldigung: Ich habe nichts damit zu tun, es ist mir zugefallen, ohne dass ich es wollte. Den entschuldigenden Ton braucht es eigentlich gar nicht. Wie die Jungfrau zum Kind – das ist in der Bibel eine Erfolgsgeschichte. Die Geschichte geht so.

Maria ist eine junge Frau in Galiläa, das ist im Norden von Israel. Maria ist noch nicht verheiratet, aber verlobt mit Josef, einem Zimmermann. Da schickt Gott einen Engel zu Maria. Der Engel spricht die junge Frau mit höchstem Respekt an: „Sei gegrüßt! Gott ist mit dir!“ Später wurden die Worte des Engels auf Latein übersetzt: „Ave Maria“. Das ist berühmt geworden.

Der Engel hat Maria noch mehr zu sagen. „Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Er ist ein Kind des Heiligen Geistes, der Sohn Gottes.“ Maria antwortet: „Ich bin die Magd Gottes. Mir geschehe, wie du gesagt hast.“

Wegen dieser Geschichte in der Bibel haben manche in der Kirche aus Maria ein seltsames Vorbild für Frauen gemacht. Sie soll immer schön die Augen niederschlagen und keusch sagen: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“

Aber die Maria in der Bibel ist keine Duckmäuserin. Sie ist mutig. Sie lässt sich auf etwas ein, was lebensgefährlich für sie werden kann. Sie wird unehelich schwanger, und das Kind ist nicht von ihrem Verlobten Josef. Die Leute werden reden und mit dem Finger auf sie zeigen. Nach damaligem Recht hätte Josef Maria anzeigen können. Auf eine offensichtliche Ehebrecherin wartete die Steinigung. Das hätte das Todesurteil für Maria und ihr ungeborenes Kind sein können.

Trotzdem sagt Maria Ja zu dem, was der Engel ihr verkündet. „Ich bin dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind.“ Es gehört Mut dazu, eine Aufgabe anzunehmen, die einem in den Schoß fällt. „Ave Maria!“ Respekt für diese Frau. Sie ist kein Role Model für Unterdrückung. Sie ist ein Vorbild für Mut.

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