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Gewalt gegen Kinder - "Luka" von Suzanne Vega
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Gewalt gegen Kinder - "Luka" von Suzanne Vega

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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„My name ist Luka“, so beginnt Suzanne Vegas bekanntester Song. Ich hab ihn gleich gemocht, schon vor mehr als 20 Jahren, als er herausgekommen ist.
Suzanne Vega, die Sängerin und Songwriterin, wird heute 60, darum hab ich noch mal neu hingehört.

Locker und fröhlich kommt die Melodie daher. Vom englischen Text hab ich zuerst nur wenig verstanden. Um „trouble“ und „fight“ geht’s da, um Ärger und Kampf und ein Satz wie: „Frag mich bloß nicht was da los war, spät in der Nacht“. 

Harte, verstörende Worte zu einer harmonischen Melodie, das passt zu der Spannung, in der Luka lebt. Suzanne Vega leiht dem Kind Luka ihre Stimme. Der Junge hat Gewalt erlebt. Wie viel zu viele Kinder immer noch.

Als Schulseelsorger kenne ich das: Typisch ist, Luka sucht die Schuld bei sich, weil er keinen anderen Ausweg weiß. Luka sagt: „Das liegt alles nur daran, dass ich so ungeschickt bin oder verrückt.“ „Bin nur schon wieder gegen die Tür gelaufen. Jedenfalls sage ich das, wenn Sie mich fragen.“ Luka ist kein Einzelfall.

Letztes Jahr sind in Hessen mehr als 300 Kindesmisshandlungen registriert worden, mehr als 4000 bundesweit. Die Dunkelziffer ist hoch. Man weiß: Täter sind meist die, die den Kindern eigentlich am nächsten stehen: Eltern, Betreuer, Pflegepersonal. Die Kinder brauchen dringend Hilfe, wissen aber oft nicht, wohin sie sich wenden können. Sie schweigen oder reden ihre Not klein. So wollen sie sich selbst schützen.

Auch Luka sagt in dem Song: „Ja, ich denke, es geht mir gut.“ „Das geht keinen was an, lass mich einfach in Ruhe.“ Dabei wäre Hilfeholen der Weg heraus aus seiner Not. Das sagen auch die Schulsozialarbeiter, mit denen ich gesprochen habe.

Sie sagen: „Hilfe holen, damit es mir selbst besser geht, das ist nicht petzen, das müssen Eltern und Lehrer wissen. Wir hören zu, wenn sie zu uns kommen und zeigen ihnen Lösungswege auf. Wir beteiligen sie immer an Entscheidungen und holen uns selbst Hilfe, wenn das nötig ist. Schon das beugt Gewalt und Missbrauch vor.“

Ich vermute: Wenn Suzanne Vega wüsste, dass sich immer mehr Schulen in Deutschland auf diesen Weg machen, wäre das sicher ein schönes Geburtstagsgeschenk für sie.

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