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„Selig, die arm sind vor Gott!“
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„Selig, die arm sind vor Gott!“

Winfried Engel
Ein Beitrag von Winfried Engel, Katholischer Ltd. Schulamtsdirektor i. K. i. R., Fulda

„Wie geht es Ihrem Sohn?“ – so höre ich die Frau am Nebentisch ihr Gegenüber fragen. „Dem geht es gut!“, lautet die Antwort. „Er ist bei einer großen Firma in Süddeutschland untergekommen und verdient gutes Geld! Hätte ich nie gedacht, dass der es so schnell schaffen würde!“ - Interessant, was da auf die Frage, wie es denn geht, geantwortet wird. Beruflicher Erfolg und guter Verdienst, das sind die zentralen Punkte. Ob es dem Sohn wirklich gut geht? Ob er gesund ist, ob er Freunde hat und eine Partnerin, ob er glücklich und zufrieden ist - das alles war nicht Gegenstand der Antwort. Ein guter Job und viel Geld – das scheint auszureichen, damit es einem gut geht.
Wie ein Wort aus einer anderen Welt klingt dagegen eine Aussage in der Bibel, genauer der so genannten Bergpredigt: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Armut als Ideal, als Grundlage für persönliches Glück, das scheint nicht in die heutige Zeit zu passen. Menschen, zum Beispiel Mönche oder Ordensleute in Klöstern, die dieses Ideal leben, werden als Ausnahmen angesehen und vielleicht sogar ein bisschen bewundert. Doch eher noch werden sie belächelt, als weltfremd abgetan. Wer kein Geld und keinen Besitz hat, der kann nicht mithalten. Und wer nicht mithalten kann, der gilt auch nichts. Was die Bibel propagiert, ist aber kein naives Armutsideal nach dem Motto: Irgendwie wird es schon gehen. Sie verheißt den Armen auch kein Ansehen oder irdisches Glück, nein, sie sagt denen, die arm sind vor Gott, das Himmelreich zu. Eine Zukunft bei Gott als Lohn für Armut, so könnte man es mit anderen Worten sagen. Und vor Gott arm sein, das muss nicht heißen im Elend zu leben. Es bedeutet, nicht auf eigene Macht oder Besitz zu vertrauen, sondern sich als von Gott beschenkt zu verstehen. Diese Erkenntnis kann das Leben reicher machen als alles Geld oder Gut!

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