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Schöner Wohnen
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Schöner Wohnen

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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„Zeig’ mir deine Wohnung und ich sage dir, wer du bist.“ Eine Wohnung ist heutzutage viel mehr als ein Dach über dem Kopf. Schließe ich die Tür zu meiner Wohnung auf, bin ich Zuhause, in meinem Reich. Meine Wohnung könnte ich mit geschlossenen Augen erkennen. Woran? Zum Beispiel am Geruch. Jede Wohnung riecht anders. Bei mir duftet es nach dem frischen Holz, das neben dem Ofen lagert, nach Blumen und Kaffee. Überall riecht es nach mir. Und auch ein bisschen nach Hund. Wenn ich über die Schwelle trete, ist das wie Ankommen. Die Wohnung, das Haus, dort, wo ich lebe, koche, schlafe, ist für mich ein Ort, an dem ich mich wohl und geborgen fühle. Ein Rückzugsort. Da spielt es keine Rolle, dass ich in meinem Leben schon oft umgezogen bin. Dort, wo ich meine Umzugskisten auspacke und mein Bett aufstelle, da fühle ich mich schnell heimisch. Manchmal denke ich, ich führe das Leben eines modernen Nomaden: Es zieht mich und die Familie hierhin und dorthin, gerade so, wie es unser Beruf verlangt.

Die Menschen der Bibel waren tatsächlich Nomaden. Sie schlugen ihre Zelte unter freiem Himmel auf. Sie blieben eine Weile an einem Ort und packten dann ihre wenigen Habseligkeiten wieder zusammen. Im Wechsel der Jahreszeiten zogen sie dorthin, wo es für sie und ihre Tiere genügend Nahrung oder Arbeit gab. Ihr Wohn- und Lebenskonzept war einfach, aber sehr anpassungsfähig. Sie kamen ohne dicke Mauern aus und fühlten sich dennoch sicher. „Ich liege und schlafe in Frieden“, schreibt ein Psalmbeter, „du, Gott, hilfst mir, dass ich sicher wohne! (Psalm 4,9)“

Heute leben wir anders. Aber das Gefühl, unter Gottes Schutz zu wohnen, kenne ich auch. Wenn ich in einer neuen Stadt eine Kirche betrete, fühlt sich das an, als käme ich nach Hause. Mit dem Schritt über die Schwelle empfängt mich der Gottesraum. Der Geruch. Das Licht. Der Klang. Alles ist hier anders – und doch vertraut. Kirchen sind unverwechselbare Orte. Auch in der Fremde schenken sie Heimat und Geborgenheit.

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