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Ordnung in der Spülmaschine
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Ordnung in der Spülmaschine

Ein Beitrag von Alrun Kopelke-Sylla, Pfarrerin, Echzell

"Halt, die kleinen Teller müssen nach oben." Sie nimmt dem Besuch das Geschirr aus der Hand. "Ich hab hier immer so meine Ordnung, ich räum das selber ein, danke." Kurze Zeit später ist sie allein in der Küche. Die fröhlichen Stimmen aus dem Wohnzimmer dringen zu ihr hinüber. Irgendwie gefällt ihr das auch nicht. "Immer muss ich alles alleine machen", schimpft sie vor sich hin. "Weil nur dann alles seine Ordnung hat. Seine Ordnung? Meine Ordnung! Was ist an meiner Ordnung eigentlich so wichtig?" fragt sie sich selbst plötzlich. "Ist es so wichtig, dass die Spülmaschine nach meinem Plan eingeräumt wird? Die Tassen könnten doch auch unten stehen. Hauptsache sie werden sauber."

Merkwürdig, dass ihr diese Erkenntnis gerade jetzt kommt. Aber wenn sie ehrlich mit sich selber ist, dann hat sie das schon manchmal gedacht. Sie beschließt, sich etwas mehr Freiraum zu gönnen. Weniger perfekt zu sein. Und seitdem probiert sie das aus – hin und wieder.

Neulich hat sie sogar abends die benutzen Weingläser stehen lassen. Sie hatte einfach den Abend genossen mit ihrem Mann, und war nach dem letzten Glas so müde, dass sie nichts mehr wegräumte. Ganz gegen ihre ewige Ordnung. Und als sie am Morgen danach die Weingläser im Wohnzimmer stehen sah, da lächelte sie. Denn ihr erster Gedanke war gar nicht Oh, wie unordentlich! Sondern sie erinnerte sich an den gemütlichen Abend.

Ihren Perfektionismus hat sie nicht völlig abgelegt. Aber sie gönnt sich jetzt kleine Freiheiten. Sie lächelt, wenn die Teller mal in einem anderen Schrank stehen. Sie vertraut darauf, dass die Dinge schon irgendwo sind. Und sie spürt, wie gut ihr das tut.

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