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Mit Gott unter der Decke?
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Mit Gott unter der Decke?

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Ach – mein Bett. Wie schwer es mir doch wird, morgens da rauszukommen! Am liebsten würde ich noch ein bisschen Zeit haben, bevor ich mich den kleinen und großen Pflichten des neuen Tages stelle. Mein Bett – so weich die Kissen sind, es ist auch so etwas wie meine feste Burg, in die ich mich – Decke übern Kopf – zurückziehen kann.

Der Philosoph Peter Sloterdijk hat mal beschrieben, wie existenziell wichtig sie ist – meine Bettdecke. Er sagt: „Sich-Zudecken ist eine Geste des Sich-Einräumens…“ Und diese Geste, so sagt er weiter, „beinhaltet die Suche nach dem unverwechselbaren Eigenraum.“ Sloterdijk geht es natürlich nicht in erster Linie um meine Bettdecke. Er schreibt über die bergende Atmosphäre, auf die Menschen angewiesen sind. Ob es nun um die Wohnung geht oder auch um Beziehungen.

Es gibt in der Theologie eine Überlegung, die den wirklich bergenden Raum in Gott sieht. Schon im Alten Testament wird Gott als Raum bezeichnet. Als Zufluchtsort. Als Burg. Als Platz, von dem Menschen nicht mehr vertrieben werden können.

Offensichtlich sind Menschen immer auf der Suche nach Geborgenheit, nach einem sicheren Ort. Menschen suchen nach Rettung aus der Brandung. Das ist übrigens die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ‚bergen’: Bergen heißt zunächst, so steht es im Wörterbuch, „den mit der Flut Ringenden ans Ufer ziehen, das im Meer Schwimmende gut an den Strand bringen, sichern und retten“.

Aber noch mal zurück zur bergenden Bettdecke. Eine Geste des Sich-Einräumens hat der Philosoph das Zudecken genannt und von dem „unverwechselbaren Eigenraum“ gesprochen. Wahrscheinlich ist es das, was mir und vielen anderen jetzt in der Frühe das Aufstehen so schwer macht? Dass wir uns aus dem bergenden Eigenraum hinausbewegen müssen? Erst räumt man sich ein und muss nun wieder hinaus…

Gut, wenn wir das Bett nicht für den einzigen Platz halten, wo wir uns aufgehoben fühlen können. Wenn wir uns beim Zudecken geborgen fühlen, verweist das auf andere und zudem auch größere Möglichkeiten der Geborgenheit.

In der Bibel wird an ein paar Stellen davon gesprochen. Da ist von Gott nicht als fremdem und fernem Gegenüber die Rede, sondern Gott wird zum „Hort, auf den ich traue“, zum eigenen Raum eines Menschen. (Psalm 18,3) Sich in Gott geborgen zu wissen, macht’s mir sogar leichter, mein bergendes Bett zu verlassen.

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