Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
"Man freut sich ja auch, wenn man helfen kann."
open_alan_robb_pixabay

"Man freut sich ja auch, wenn man helfen kann."

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
Beitrag anhören:

Auf meiner Radtour im Spätsommer wusste ich im Voraus nie, wo ich in der nächsten Nacht übernachten würde. Sicherheitshalber hatte ich ein Zelt dabei. Ein Zeltplatz war mir genauso recht wie eine Pension oder ein Hotel. An einem Abend war es besonders schwierig. Ich telefonierte am Nachmittag alle im Radführer angegebenen Nummern ab, auch die, die gar nicht so direkt auf meinem Weg lagen – und bekam nur Absagen, selbst bei den wenigen Campingplätzen der Gegend.

...es war kein Platz in der Herberge

Ich sah mich schon mit der Bahn in die nächste größere Stadt fahren oder wild zelten, beides waren keine verlockenden Aussichten. Und dann entdeckte ich: Im Radführer stand  bei dem einen Bauernhof mit dazugehörigem Campingplatz noch das Zeichen für Pensionszimmer. Und ich rief ein zweites Mal an. Die gleiche Frau, die Chefin des Bauernhofs, ging ans Telefon und sagte, etwas genervt, auf meine Anfrage: „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass hier alles voll ist, wir sind total ausgebucht!“ Dann stockte sie – anscheinend dachte sie nach – und fragte: „Und Sie haben wirklich nur ein ganz kleines Zelt? Dann kommen Sie, irgendwo finden wir einen Platz für Sie.“ Was ein Glück! Eineinhalb Stunden später kam ich dort an, konnte mein Zelt in einer Ecke des Bauernhofes in der Nähe der Pferdekoppel aufbauen und dort übernachten. Die warme Dusche am nächsten Morgen war fantastisch. Die Übernachtung war sehr günstig, und ich bekam sogar noch einen Kaffee angeboten vor dem Losfahren. Wir unterhielten uns kurz, ich dankte ihr nochmal und dann sagte sie den wunderbaren Satz: „Man freut sich ja auch, wenn man helfen kann!“ Ja, und wie habe ich mich erst gefreut, dass ich geholfen bekam!

Aber die Frau hat recht, es stimmt, die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Helfen macht selbst glücklich, vor allem, wenn man sieht, dass und wie die Hilfe ankommt.

Klopft an und es wird euch geholfen

Was war ich froh, nochmal angerufen zu haben, selbst auf die Gefahr, zu nerven! Und mir fiel ein: So eine ähnliche Situation findet sich sogar in der Bibel. Jesus erzählt von einem Mann, der noch spät abends gestört wird, weil sein Nachbar seine Hilfe benötigt. Der Nachbar hat nämlich unerwartet Besuch bekommen und nicht genügend Essen im Haus. Die Haustür ist bereits abgeschlossen, die Kinder schlafen schon und eigentlich kommt diese Bitte mehr als ungelegen. Und jetzt sagt Jesus: „Ich sage euch: Wenn der Mann schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.“ (Lukas-Evangelium 11,8) Und er vergleicht das mit den Bitten an Gott. Wenn schon Menschen mit all ihren Schwächen einander helfen, wie viel mehr dann Gott! Man könnte das als eine Einladung verstehen. Ich darf durchaus auch Gott mal mit meinen Bitten nerven.

„Sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet“, das habe ich an dem Abend auf dem Brandenburger Bauernhof erfahren.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren