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„Heimat finden“ – Sich auf den Weg machen
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„Heimat finden“ – Sich auf den Weg machen

Anette Kassing
Ein Beitrag von Anette Kassing, Evangelische Stadtkirchenpfarrerin, Marktkirche Wiesbaden

„Heimat finden“ ist irgendwie immer ein Kunststück. Jetzt, im Sommer, geben viele ihre Heimat auf, um eine neue Bleibe zu finden:
Schulabgänger suchen eine Lehre, manche bewerben sich um einen Studienplatz weit weg von der Familie und von Freunden. Aufbruch zu neuen Ufern!
Flüchtlinge verlassen ihre Heimat, weil es dort lebensgefährlich für sie ist oder sie eine bessere Zukunft für sich und ihre Familie suchen, und nehmen in ihrer Not unendliche Risiken in Kauf.
Heimat ist mehr als nur der Ort, in dem ich aufgewachsen bin. Mehr als der Ort, an dem meine Sprache verstanden wird. Und auch mehr als der Ort, wo ich Freunde und Familie habe. Besonders dann, wenn eine Rückkehr nicht mehr möglich ist. Wie in Kriegssituationen.
Heimat finden-, damit meine ich Heimat im Hier und Jetzt. Sich niederlassen dürfen. Mit dazugehören. Sich einbringen. Hier in Hessen. Jetzt, Mitte Juli 2018.
„Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will…“ So hat Gott in grauer Vorzeit Abraham aufgefordert. Und Abraham ist tatsächlich aus dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris aufgebrochen ins „Land Kanaan“, dem heutigen Palästina und Israel.
So ganz einfach war das auch damals nicht! Das Reisen war mühselig und gefährlich, und im verheißenen Land wohnten ja bereits andere Menschen!
Trotzdem dieses Versprechen, als ob Gott sagen würde: „Es gibt ein Land für dich, Abraham! Ein Stück Erde, wo du dich niederlassen kannst, wo du heimisch werden darfst.“
Bis heute braucht es diesen „Abraham-Mut“: sich auf den Weg zu machen, Neues zu wagen… und: Dazu gehören auch andere Menschen, die gastfreundlich sind und ihre Tür öffnen. Und auch das Versprechen von Gott: Es gibt ein Land für dich, das dir zur Heimat wird; ich führe dich da hin. Diesen Mut brauchen die, die von weit her zu uns gekommen sind. Und auf andere Weise jede und jeder, der jetzt umziehen muss oder aufbricht zu neuen Ufern.

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