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Gott und die Sturköpfe
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Gott und die Sturköpfe

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Gott und die Sturköpfe

Oft kann ich ganz gut verbergen, dass ich ein Sturkopf bin: Ich verpacke meine Sturheit meist in ein Bündel höflicher Formulierungen. Aber immer wieder zeigt sich unverhüllt der pure Starrsinn. Zum Beispiel, wenn Krimskrams im Keller nicht so verstaut wurde, wie ich mir das vorstelle. Ich schalte dann auf Boykott. Übrigens findet das niemand peinlicher als ich selbst.

Vermutlich mag ich deshalb in der Bibel die Erzählung vom Propheten Jona so gerne. Das ist ein Sturkopf par excellence. Und das Schöne an der Geschichte ist: Gott zeigt Jona zwar mit eindrucksvollen Mitteln, dass pure Dickköpfigkeit zum Scheitern führt. Aber er beweist auch viel Geduld mit ihm.

Was ist Jonas Problem? Gott beauftragt ihn, in die sündige Stadt Ninive zu gehen und dort mit dem Strafgericht zu drohen. Jona hasst Ninive und tut daher das Gegenteil: Er versucht quer über das Meer ans andere Ende der Welt zu fliehen. Diese Bockigkeit lässt sich Gott nicht bieten: Ein Sturm kommt auf. In letzter Sekunde rettet Gott ihn aber vor dem Ertrinken: Er schickt einen Fisch, der Jona verschluckt und schließlich am Ufer abliefert. Jetzt führt Jona den Auftrag zwar aus, aber damit ist der nächste Konflikt zwischen ihm und Gott vorprogrammiert. Denn die Bürger von Ninive bekehren sich nach Jonas Predigt – und Gott verschont daher die Stadt. Das macht Jona so wütend, dass er Gott gegenüber den Besserwisser spielt: Er habe gleich gewusst, dass dieser seine Drohung nicht wahrmachen würde. Gott schleudert aber auch auf ihn keinen vernichtenden Blitz. Er versucht vielmehr, Jona von seinem sturen Hass auf Ninive abzubringen.

Gott lässt jetzt nämlich einen Strauch wachsen, der Jona Schatten spendet. Jona freut sich – und muss dann aber feststellen, dass Gott den Strauch gleich wieder verdorren lässt. Als sich Jona beschwert, fragt Gott behutsam: Wenn du schon einem bisschen Gestrüpp nachtrauerst, sollte ich dann nicht um das Schicksal von 120.000 Menschen besorgt sein? Jonas Antwort ist nicht überliefert. Aber aus Sturkopf-Perspektive kann ich sagen: Überzeugender kann man mit unsereinem eigentlich nicht umgehen. In Situationen, in denen mein innerer Sturkopf-Pegel steigt, stelle ich mir daher immer wieder mal Gottes souveränen Umgang mit dem bockigen Jona vor. Und kann dann tatsächlich einen Gang runterschalten.

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