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Gewissen, Mut und Gott
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Gewissen, Mut und Gott

Dr. Joachim Schmidt
Ein Beitrag von Dr. Joachim Schmidt, Evangelischer Pfarrer, Darmstadt
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„Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen“ Fast auf den Tag genau vor 500 Jahren soll der 37-jährige Mönch Martin Luther diese Worte in Worms gesagt haben. Er hatte ein Ehrfrucht gebietendes Publikum. Vor Kaiser und Reich sollte er seine neue, unerhörte Lehre von der Gnade Gottes für jeden Menschen widerrufen. Die damalige katholische Kirche verstand diese neue Sicht der Bibel als Hochverrat. Luther war unbeeindruckt: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“ Seit jenen Tagen sind diese Worte zum Inbegriff einer mutigen, standhaften Gewissensentscheidung geworden.

Musik: Wolfgang Reithofer, Sword Dance

Gibt es so viel Mut überhaupt, und wo kommt er her?

Aber wie es so ist mit den geschichtsträchtigen Sätzen: Gerne wird später gefragt, ob das denn wirklich so gewesen sei. Oder nicht einfach hinterher gut erfunden, sozusagen als heroisches Vermächtnis an die Nachwelt. Gibt es so viel Mut überhaupt, und wo kommt er her? Wo jeder Mensch doch von Kind auf eher lernt, sich anzupassen und Kompromisse zu schließen? Es ist die uralte Frage nach dem Verhältnis von Gewissen, Mut – und Gott.

Ich lade Sie ein, mit mir dieser Frage in der kommenden halben Stunde nachzugehen. Kommen Sie mit - auf eine Zeitreise 500 Jahre zurück in das Worms des Jahres 1521.

(Heftiges Pochen an eine Holztür)

Wirt: (knurrig) Nää, mer hamm kään Platz. S'is alles gestobbde voll. Machen, dass er weiderkummen!

Kaiser Karl V. hält kurzfristig seinen ersten Reichstag der deutschen Stände in Worms ab

Bei den Wormser Gastwirten lagen die Nerven blank. Die Stadt platzte aus allen Nähten. Der junge, im August 1520 gekrönte Kaiser Karl V. hatte kurzfristig beschlossen, seinen ersten Reichstag der deutschen Stände in Worms abzuhalten. Deshalb wurden die 7.000 Einwohner von Worms im Winter 1520 in wenigen Wochen von mehr als 10.000 Reichstagsbesuchern förmlich überrannt.

Die Stadt platzt aus allen Nähten

Nicht nur der Kaiser, die deutschen Fürsten und die hohe Geistlichkeit gaben sich die Ehre. Auch ein riesiger Tross von Soldaten, Kanzleibeamten, Bittstellern, Händlern, Gauklern, Spielleuten, Spitzbuben, Kurtisanen für den Adel und „Hübschlerinnen“ fürs Volk und vielen anderen, die sich gute Geschäfte versprachen, strömten nach Worms. Das Leben in der überfüllten Stadt war „wüst und wild“, wie ein Zeitgenosse schrieb. Quartiere gab es nur zu Wucherpreisen, man prügelte sich um das Feuerholz, manche soffen sich zu Tode, und täglich wurden etliche Menschen ermordet, manchmal auf offener Straße.

Musik: Wolfgang Reithofer, Sword Dance

Bei den großen Reichstagen ging es um die Macht zwischen dem Kaiser und den Reichsständen

Bei den großen Reichstagen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ging es immer um die Macht zwischen dem Kaiser und den Reichsständen. Das waren die Kurfürsten und mehrere hundert geistliche und weltliche Würdenträger, Ritterorden und Städte.

Der rebellische Mönch Martin Luther - eine besondere Attraktion

Diesmal gab es einen besonderen Attraktionspunkt: Ein rebellischer Mönch aus Wittenberg namens Martin Luther hatte sich seit Jahren mit der Römischen Kirche angelegt. Dass er nun exkommuniziert war und nach dem Willen des Papstes eigentlich schon von jedermann straffrei ermordet werden durfte, kümmerte ihn nicht. Denn seine aus Sicht des Papstes ketzerische Lehre hatte schon ungezählte Anhänger beim gemeinen Volk, aber auch unter den deutschen Fürsten.

Der Papst fordert den Scheiterhaufen für den Ketzer

Der Papst in Rom war aufgebracht und verlangte den Scheiterhaufen für den Ketzer. Aleander, der päpstliche Gesandte beim Reichstag in Worms, tobte, weil das nicht geschah. Der junge Kaiser selbst, obwohl als Spanier in den Niederlanden geboren und streng katholisch erzogen, hatte eigentlich wenig Interesse an der Sache und wollte sie schnell vom Tisch haben. Aber viele deutsche Fürsten wehrten sich gegen den päpstlichen Bann. Sie bestanden darauf, Luther müsse vorher vom Kaiser auf dem Reichstag gehört werden.

Luther reist auf eigenes Risiko

Und Luther kam tatsächlich nach Worms. Man hatte ihm freies Geleit versprochen. Es gab gute Gründe, dem zu misstrauen. Aber Luther fasste sich ein Herz und machte sich auf den Weg. Er reiste auf eigenes Risiko. Am 16. April 1521 gegen 10 Uhr morgens verkündete das Türmer-Horn vom Martinstor seine Ankunft in Worms. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Eine jubelnde Menschenmenge empfing ihn.
(Jubel einer Menge, Trompetensignal)

Luther wird von Freunden und Kollegen aus Wittenberg begleitet

Luther war nicht allein. Mit ihm auf dem überdachten Wagen saßen Freunde und Kollegen aus Wittenberg, andere folgten zu Pferde. Luthers Quartier hatte man im Johanniterhof vorbereitet. Er musste sein Zimmer mit zwei kursächsischen Kanzleibeamten teilen, denn alles war vollkommen überfüllt. Am gleichen Tag noch wurde er von einer Reihe von Mitgliedern der Reichsstände aufgesucht, unter anderem auch von Landgraf Philipp von Hessen. Am Abend saß Luther vielleicht noch lange mit seinem Freund und Wittenberger Professoren-Kollegen Nikolaus von Amsdorf zusammen.

Szene 1: Martin Luther sitzt mit seinem Freund Nikolaus von Amsdorf zusammen

(Leises Kneipengemurmel)
Luther: Ich hoffe nur, Amsdorf, dass von meinen Zimmergenossen keiner schnarcht!

Amsdorf: Mich haben sie in einer Kammer untergebracht mit nichts als einem Strohsack.

Luther: Was wird das werden? „Luther, Luther!“ haben sie vorhin gerufen. Man sagt, der Bischof von Worms sei bei den Leuten so verhasst wie der Papst. Ich fürchte, von mir erwarten sie Wunderdinge. So weit ist es gekommen. (lacht ein wenig) Der Papst will mich brennen sehen, und die Leute finden, ein Mönchlein soll sie vor dem Papst retten!

Amsdorf: Martin, bist du aufgeregt? Du wirst morgen ganz allein sein!

Luther: Ich weiß es nicht. Manchmal denke ich: Was habe ich da bloß angefangen, ich schwacher Mensch? Und dann denke ich wieder, dass Christus sagt: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ Deshalb weiß ich ganz gewiss, ich bin nicht allein!   

Amsdorf: Der päpstliche Nuntius Aleander hat vor ein paar Tagen noch einmal strenge Maßnahmen gegen dich gefordert. Danach hat er sich nicht mehr auf die Straße getraut.

Luther:  Der Wirt hat mir erzählt, die Wormser hätten ihn gerne auf offener Straße erschlagen.

Amsdorf: Und die Unsern haben hier eine Druckerei eröffnet und allerlei Schriften gegen die Papisten unters Volk gebracht. Die Leute reißen sich drum. Und wer‘s nicht lesen kann, lässt es sich vorlesen.

Luther: Ja, das Volk ist bei uns. Aber drüben, im bischöflichen Palast, da sitzt morgen der Kaiser mit den hohen Herren und will mir ans Leder. Ich soll meine Schriften widerrufen. Das kann ich nicht, und das werde ich nicht.

Amsdorf: Martin, hast du Angst?

Luther: Natürlich habe ich Angst. Aber mein Leben steht in Gottes Hand. Ich will mit ihnen disputieren, und sie sollen mir aus der Schrift beweisen, wo ich irre. Und Gott wird mit mir sein.
Szene Ende

Seit vier Jahren kämpft Luther für seine umstürzende Erkenntnis von der bedingungslosen Gnade Gottes für alle Menschen

Luther sah schlecht aus, hohlwangig und bleich. Seine Backenknochen standen hervor, er war stark abgemagert. Die Strapazen der vergangenen Jahre waren ihm anzusehen. Lucas Cranach hat ihn so gezeichnet. Seit vier Jahren kämpfte er für seine umstürzende Erkenntnis von der bedingungslosen Gnade Gottes für alle Menschen. Und seine Lehre, die den ganzen, großen religiösen Apparat der katholischen Kirche überflüssig machte, gewann immer mehr Anhänger. Das machte ihn für seine Gegner so gefährlich.  

Musik: Wolfgang Reithofer, Troubadour

Die Vernehmung vor dem Kaiser und den Reichsständen

Für den 17. April 1521 um vier Uhr nachmittags hatte man Luther in den bischöflichen Palast zur Vernehmung vor dem Kaiser und den Reichsständen bestellt. Man führte ihn auf Umwegen dorthin, denn die Straßen waren voller Menschen, die Luther sehen wollten. Die hohen Herren ließen den Wittenberger Mönch zwei Stunden lang warten. Das taten Mächtige schon immer gern, um ihre Gegenüber klein zu machen.

Es gab nur eine einzige Frage: Ob er bereit sei, seine Schriften zu widerrufen

Schließlich im Verhandlungssaal beugte der 37-jährige Luther nach alter Sitte das Knie in Ehrerbietung vor dem jungen Kaiser. Hunderte Augenpaare musterten ihn neugierig. Der Reichsmarschall wies ihn streng an, nur zu antworten, wenn er gefragt werde. Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes waren Luthers Schriften ausgebreitet. Und es gab nur eine einzige, scharfe Frage: Ob er im Angesicht des allerchristlichsten Kaisers und der deutschen Stände bereit sei, diese Schriften zu widerrufen.

Szene 2: Luther und Amsdorf in einer Kneipe unterhalten sich über den ersten Verhandlungstag, ob er widerrufen wird

(Leises Kneipengemurmel)
Amsdorf: Ich, Nikolaus von Amsdorf, stand ja weit hinten, aber ich habe ins Gesicht des Kaisers und seiner Räte gesehen. Sie schauten finster, sie wollten nicht disputieren!

Luther: Sie wollten kurzen Prozess mit mir machen. Aber ich spiele ihr Spiel nicht mit. Sie sollen endlich hören, was die Heilige Schrift sagt!

Amsdorf: Hat der Kaiser überhaupt etwas gesagt?

Luther: Kein Wort. Er spricht doch kaum Deutsch, nur Französisch. In Flandern, wo er geboren ist, halten sie ihn für einen Spanier und in Spanien für einen Deutschen. (lacht ein wenig) Und er versteht nichts von der Schrift.

Amsdorf: Ein Habsburger eben.

Luther: Und ein Papist bis auf die Knochen.

Amsdorf: Du hast Dir bis morgen Bedenkzeit erbeten, ob du widerrufen willst. Warum?

Luther: Ich weiß jetzt, was sie wollen. Und morgen werde ich ihnen anhand der Heiligen Schrift beweisen, dass ich Recht habe. Heute Nacht schreibe ich meine Rede. Und ich werde viel beten.

Amsdorf: Sie haben dich in der Hand. Und wenn sie dich zwingen – wirst du widerrufen?

Luther: Das kann ich nicht! Was ich gesagt und geschrieben habe, kommt aus der Heiligen Schrift. Wer bin ich denn, dass ich das Wort Gottes widerrufen könnte?

Amsdorf: Sie werden dir die Lehre der Kirche und viele Beschlüsse heiliger Synoden vorhalten. Hast du denn da kein schlechtes Gewissen?

Luther: Gewissen? Die Lehre der Kirche kennt nur Gesetze, und die Synoden haben um die Gnade Gottes nur Mauern gebaut! Wie schreibt der Apostel Paulus an die Römer? Es gibt nur ein einziges Gesetz: Wir Menschen sollen an Gottes Gnade glauben! Daran halte ich mich im Leben und im Sterben. Und Gott allein ist der Herr über mein Gewissen.

Amsdorf: Martin, ich mache mir Sorgen. Wirst du da heil herauskommen?

Luther: Das weiß nur Gott. Wie es im Psalm Davids heißt: Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Vor wem sollte ich mich fürchten?

Amsdorf: Du wirst nicht widerrufen?

Luther: (energisch) Wo denkst du hin? Meinen Glauben an Gottes Gnade widerrufen? Christus stehe mir bei: Nicht ein Tüttelchen werde ich widerrufen!
Szene Ende

Musik: The Playfords: Ist Gott für mich, so trete

Luther schreibt seine Verteidigungsrede

Den ganzen Vormittag des 18. April arbeitete Luther an der Verteidigungs-Rede, die er am Nachmittag vor Kaiser und Reich halten wollte. Wieder ließ man ihn zwei Stunden warten. Wieder wurde er nur gefragt, ob er etwas von seinen Schriften widerrufen wolle.

Luther antwortete, sehr viel sicherer als am ersten Tag, in geschliffenem Latein: Seine erbaulichen Schriften wolle er nicht widerrufen, seine Kampfschriften gegen das Papsttum und gegen einzelne Persönlichkeiten auch nicht, weil dann die päpstliche Tyrannei noch schwerer auf Deutschland lasten würde. Er beschwöre aber Kaiser, Fürsten und Stände, ihn doch bei der Barmherzigkeit Gottes aus der Bibel zu widerlegen.

Luther will nicht widerrufen

(Volksgemurmel in einem großen Raum)
Luther: Ich glaube weder dem Papst noch Konzilien allein, weil es doch am Tag liegt, dass sie öfters geirrt und sich widersprochen haben. Ich bin ich überwunden durch die von mir angeführten heiligen Schriften und mein Gewissen gefangen in Gottes Wort; widerrufen kann ich nichts und will ich nichts, dieweil wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefährlich ist.
Atmo Ende

Ist Luthers Schicksal jetzt besiegelt?

Die Versammlung hielt den Atem an. Würde sich an dieser Frage Luthers Schicksal entscheiden? Schon hundert Jahre zuvor hatte es auf dem Konzil von Konstanz eine ganz ähnliche Auseinandersetzung gegeben. Am Ende war der tschechische Reformator Johannes Hus gnadenlos verbrannt worden, obwohl der Papst ihm davor freies Geleit zugesichert hatte. War also Luthers Schicksal jetzt besiegelt?

Der Kaiser beendet empört die Diskussion

Nicht ganz. Der Kaiser beendete abrupt die Diskussion. Luthers Bemerkung, dass Konzilien sehr wohl irren könnten, rüttelte an den Grundfesten der Kirche. Empört brach er die Sitzung ab. Tumult brandete auf. Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr. So gingen möglicherweise ja auch Luthers letzte Worte, die bald nach den Tagen von Worms verbreitet wurden, im offiziellen Reichstags-Protokoll verloren: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen.“

Szene 3: Luther und Amsdorf in einer Kneipe unterhalten sich über den zweitenVerhandlungstag und Luthers Ringen mit der Angst

(Leises Kneipengemurmel)
Luther: Sie haben mich dann hinausgebracht. Das Gedränge war so groß, dass ich kaum Luft bekommen habe. Manche schüttelten drohend ihre Fäuste gegen mich.

Amsdorf: Martin, das Volk hier in Worms ist auf deiner Seite, aber da drin waren die meisten wie eine Herde reißender Wölfe, und du warst ganz allein.

Luther:  Als ich hinein ging, hatte ich noch Angst. Aber dann wurde ich ruhig. Denn auf einmal fiel mir der Psalm ein: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken.

Amsdorf: Das Bild von der festen Stadt, der keiner etwas anhaben kann, weil Gott selbst sie beschützt.

Luther: Und auf einmal wusste ich: Mein Gewissen ist nicht einfach meine Sache.   Was auch geschieht, ich kann es nicht beiseiteschieben, nur weil ich Angst habe. Ich habe ihnen gesagt: Mein Gewissen ist gefangen in Gottes Wort. Und zu dir sage ich: Die Angst war vorbei. Da habe ich mich beschützt gefühlt wie in einer mächtigen Burg.
Szene Ende

Der Kaiser ist fest entschlossen, die katholische Lehre mit allen Kräften zu verteidigen und Luther als Ketzter zu verfolgen

Zu einer weiteren Verhandlung zwischen Luther und dem Kaiser kam es nicht mehr. Am 18. April ließ der Kaiser den deutschen Ständen eine Erklärung übermitteln, in der es hieß, er sei fest entschlossen, die katholische Lehre der tausend Jahre alten Christenheit mit allen Kräften zu verteidigen, und werde Luther deshalb nicht mehr anhören, sondern ihn nach Hause schicken und in Zukunft wie einen Ketzer verfolgen.

Luther verläßt Worms und Kaiser Karl verhängt die Reichsacht über ihn

Zehn Tage nach seiner Ankunft, am 26. April 1521, verließen Luther und seine Begleiter Worms wieder. Niemand hinderte ihn, aber die Pläne, ihn so schnell wie möglich zu vernichten, waren schon in Arbeit. Am 26. Mai verhängte Kaiser Karl V. die Reichsacht über Luther, praktisch ein Todesurteil.

Der Überfall

Aber schon am 4. Mai 1521 waren diese Pläne durchkreuzt worden. Luthers Landesherr, Friedrich der Weise, hatte den Reformator bei einem fingierten Überfall auf die Reisegruppe bei Schloss Altenstein in Thüringen entführen und heimlich auf die Wartburg bringen lassen. Für ein Jahr galt der Reformator als verschollen und begann auf der Wartburg mit der Übersetzung des Neuen Testaments.

Die Spuren Luthers in Worms gibt es nur noch auf Hinweisschildern

In Worms kann man heute den Spuren Martin Luthers nur noch auf Hinweistafeln folgen. Das mittelalterliche Worms gibt es nicht mehr. Zweimal wurde die Stadt vollkommen zerstört: Ende des 17. Jahrhunderts im Pfälzischen Erbfolgekrieg und im Frühjahr 1945 von alliierten Bombern.

Das mittelalterliche Worms ist zerstört

An der Stelle des Johanniterhofs, wo Luther nächtigte, stehen heute ein Kaufhaus und eine Bank, am Ort des Bischofshofes, wo Luther den Mächtigen seiner Zeit Stand hielt, erstreckt sich ein Park. Der riesige Dom wurde nach schwersten Zerstörungen im letzten Krieg wieder aufgebaut. Und auch das Wormser Lutherdenkmal von 1868 steht noch, weltweit eines der größten Reformationsdenkmäler. Der festungsähnliche Aufbau der Anlage folgt dem Reformationslied „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Das Lutherdenkmal von 1868

Hier stehen sie in Eisenguss alle versammelt, die wichtigen Theologen und Politiker der Reformationszeit. Martin Luther überragt die Anlage dreieinhalb Meter hoch in markiger Pose wie bei vielen patriotischen Denkmäler des 19. Jahrhunderts.

"Ein feste Burg ist unser Gott" wurde zum wichtigsten Lied der Reformation

Der Reformator selbst hätte sich diese Darstellung wohl verbeten. Er kannte seine menschliche Schwachheit, die Versuchung, das Gewissen ruhig zu stellen, und das Ringen mit der Angst. Er war sich sicher, dass er den Mut, vor Kaiser und Reich standhaft zu bleiben, nicht sich selbst verdankte, sondern dem festen Vertrauen auf die Gnade Gottes. Das von Luther bald selbst getextete und vielleicht auch komponierte Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ wurde zum wichtigsten Lied der Reformation. Ein Lied auch für Situationen, wo man allen Mut braucht, um einzustehen für das, was wahr, menschenfreundlich und richtig ist.

Musik: The Playfords, Ein feste Burg ist unser Gott

 

Sprecher:
Wirt:                          Volker Gallé
Luther:                       Christian Klischat
Amsdorf:                    Heiko Raulin

Musik-Redaktion:     Uwe Krause

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